Ein Wuppertaler Greenhorn in der Türkei

Ja, Greenhorn, denn von Tierschutz im Ausland gelesen hat ich schon oft. Aber wirklich vor Ort sein und nicht nur das Portemonnaie zücken, das war schon lange mein großer Wunsch. Auf der Seite Flugpate.com trug ich mich vor 3 Jahren für Auslandseinsätze ein. Die Münchner Teamleiterin Daniela schrieb mich dann irgendwann an und im April war es dann so weit. Große Klappe hatte ich , doch schon etwas Bammel - ich kannte weder den Ort in der Türkei und was mich dort erwartete, und auch nicht meine Reisebegleiter Daniela und Murat ...

 

Daniela lud mich dann auch noch ein, einen Tag früher anzureisen.

 

Dann bin ich mal höflich, die werden schon nett sein, dachte ich und holte am Tag der Fahrt nach München auch noch Futterspenden bei Ozan ab - im Rückspiegel hatte ich keine Sicht mehr- alles voll mit Futter, mein kleiner Audi A3 ächzte unter der Last. Während der Fahrt hing ich meinen Gedanken nach und dreht wie immer das Radio laut. Nach einiger Zeit schnupperte ich - ein muffiger Geruch hing in der Luft. Hatte mein Deo versagt, geduscht hatte ich ja noch am Morgen? Es roch echt fies!!! Ich schnupperte an mir, nein, nichts - es waren die Zentner von Trockenfutter die mein Auto wie ein Depot vom Fressnapf riechen ließen. Igitt, doch es half nichts, weiter Richtung München!

 

Ich liebe das Verreisen und bei der Ankunft im schönen Grasbrunn bei Daniela hatte ich richtig gute Laune - Sonne, tolle Landschaft - Türkei ich komme. :-) Bewusst hatte ich beim Kofferpacken auf meine sonstigen Highheels,schicke Klamotten und sogar auf meine Make - Up Tube verzichtet - es war schließlich kein Schönheitswettbewerb, sondern ein Arbeitseinsatz!!

 

In Grasbrunn lotse mich mein Navi in die richtige Straße, doch ich fand die Hausnummer nicht. Wie ein Verrückte fuhr ich hin und her und zweifelte schon an meinen Verstand. Nach 10 Minuten suchen rief ich Daniela an, die mich rettete, ich hatte die falsche Hausnummer notiert eine Nummer 12 gab es nicht- 11 war richtig und ich stand direkt davor.

 

Es begrüßten mich die grazile Daniela, ihr Freund Florian und die beiden Fellnasen Timi und Soe- sehr sympathisch - auch Katzenliebhaber. Ich fühlte mich schnell zu Hause und die erste Unsicherheit war verflogen. „Mann“ grillte vegane Schnitzel für uns und der erste gemeinsame Abend verflog wie im Nu...

 

Und auch die Begegnung mit Murat, dem dritten im Bunde, veganer Türke - ja wirklich, so etwas gibt es tatsächlich, war in Ordnung. Kein südländischer Macho, doch da hätte er bei Daniela und mir auch keine Chance gehabt, mit so etwas können wir gut umgehen.

 

Nach der gelungenen Gepäckaufgabe bei einer nette Stewardess am Schalter von unserer Airline, wir hatte aber so etwas von Übergewicht, :-), der Kelch mit dem griesgrämige Gnom vom Nachbarschalter, den Daniela in schlechter Erinnerung hatte, ging an uns vorüber und ab ging es nach Izmir, tiefste dunkle Türkei erwartete mich... Doch wir wurden nicht auf einer einsamen Landstraße überfallen und landeten sicher in Kusadasi.    

 

Angelika - die gute Seele von Kusadasi

Gehört hatte ich schon einiges über diese Frau. Und ein Bild in meinem Kopf war entstanden - etwas älter, grauhaarig, hager, so stellte ich mir diese Frau vor. Doch es kam ganz anders - als wir abends bei Angelika erwartet wurden, begrüßte uns herzlich eine fast blonde, attraktive und sehr gestandene Frau, die ihr Rudel von Hunden mit klaren lauten Ansagen zum Gehorsam brachte - die hätten uns sonst über den Haufen gerannt vor lauter Freude!!

 

Wie gut, dass ich bequem und in dunklen Farben gekleidet war! ;-)

 

Mama Angelika hatte gekocht, so lecker, Nudeln mit Tomatensoße, wir sind ja Vegetarier/ Veganer, da hatte sich kein Fleisch in den Topf verirrt. Ich war glücklich, fast glücklich, denn eines hatte ich in Deutschland beim Kofferpacken nicht bedacht - ES GIBT NUR SCHLECHTEN UND SAU TEUREN Wein in Kusadasi zu kaufen. Murat und mir fehlte ein leckeres Glas Vino tinto- der wird bei nächsten Mal in meinem Koffer nicht fehlen.

 

Was hatte ich noch wichtiges vergessen? Lederhandschuhe (bis zu den Oberarmen gehend), die können hilfreich sein, wenn man nach so manchen Aktionen mit den „süßen“ Katzen nicht aussehen will, als ob man seinen „Urlaub“ im Dornenbusch verbracht.

 

Das Baden, das Scheren oder nur das Beschmusen einzelner Katzen hat mich sehr zugerichtet, doch ein Indianer kennt kein Schmerz! :-) Und böse sein kann ich denen nie!

 

Gebadet haben Angelika und ich den Kater Cesur, haben Sie schon einmal versucht eine Katze zu baden??? Nein? Na dann versuchen Sie es gerne einmal! Badezimmer unter Wasser, wir auch!

 

Apropos scheren: So etwas kannte ich nicht, nur von Hunden oder Perser-Katzen, deren Besitzer nicht mit der Pfellpflege dieser Rassenkatzen vertraut waren. Angelika und ich haben die Katze Sophie geschoren - mein Leben habe ich noch nie so ein hässliches Entlein gesehen - halb verhungert, schmutzig, so sehr dünn- das hat mich sehr geschockt. Was ist mit dieser Katze passiert???

 

Nun hat sie bei Angelika erst einmal einen Platz gefunden, an dem sie sich erholen kann. Ich drücke alle Daumen, dass Sie gesund wird!!!

 

Das Elend und das Leid der Tiere, das ich dort gesehen habe, lässt mich immer noch nicht los. Vor Ort hatte ich mich aber ganz gut unter Kontrolle, doch als ich bei einer Bekannten von Angelika, die sich auch um die Straßenhunde und Katzen kümmert, auf deren Balkon eine blinde Katze, zahlreiche Babykatzen und eine gerade Mutter gewordene Katze mit ihren 5 Kitten sah, verlor ich die Nerven, ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Doch denen ging es ja gut, sie wurden versorgt und gefüttert. Was ist mit denen, die krank sind, immer auf der Suche nach Futter, um ihr tägliches Überleben sichern??

 

Ähnlich ging es mir bei einem Tag in Izmir - Straßenhunde, sehr viele - lagen mitten auf dem Bürgersteig, struppig, schmutzig, meist mit einer Ohrmarke gekennzeichnet, die Passanten stiegen einfach darüber hinweg. In einer etwas feineren Gegend am bekannten Denkmal von Izmir lagen vor einem Geschäftshaus drei Hunde. Leider hatten wir kein Futter dabei, so musste mein türkisches Gebäck herhalten - doch sie fraßen es nicht. Wieder kamen mir die Tränen, bei dem Gedanken, dass sie kein Sofa haben und kein warmes oder trockenes Plätzchen im Winter!! Daniela tröstete mich und die drei fingen an sich von uns beschmusen zu lassen. :-) Die drei hatten es besser als manch anderer Hund: Ihre Freiheit und regelmäßig zu Fressen, denn sie standen gut im Futter. Ich wünsche den dreien viel Glück in den Straßen von Izmir!

 

Auf dem Weg nach Izmir rette Murat eine kleine Schildkröte von der Bundesstraße, der Turtle wäre sonst platt gefahren worden. :-( Im Auto wollten wir den kleinen Racker für die Außenwelt fotografieren; und was macht der freche Kerl??? Pinkelte erst einmal dreist auf Murat`s Jacke. Herrlich, nun stank das ganze Auto nach Maggikraut, denn Schildkröten dünsten anscheinend bei Freude Maggikraut aus.... Den Geruch werde ich nicht vergessen und immer an den kleinen Turtle und die stinkende Jacke von Murat denken!!!

 

Murat hatte es nicht leicht mit uns drei Mädels dort vor Ort. Weder Angelika, die türkisch spricht, wie der Teufel, noch bei Daniela und mir hatte er etwas zu lachen. Ständig hielten wir ihm seine Sucht nach Nikotin vor und das ein oder andere Glas Wein. Doch ohne ihn hätten die Tage nur halb so viel Spaß gemacht!! (Typisch Mann, musste man ihm manche Dinge mehrfach sagen und mir rutschte schon einmal raus: Wo hast Du Dein Hirn gelassen, Murat? Auf dem Markt in Izmir? Da leg es nämlich zum Kaufen in der Kühltheke, grausam!!!! )

 

Komme ich wieder hierher?

Ja, auf jeden Fall! Mit einigen Dingen mehr im Gepäck, aber vor allem mit dem Gefühl, vor Ort einige Kleinigkeiten tun zu können für etwas weniger Leid auf diesem Planeten!!!

 

Es gibt noch viel zu tun, dort unten!! LETS DO IT AGAIN!!!

 

Vielen Dank!

Vielen lieben Dank an meine treuen Reisebegleiter Daniela und Murat!!

 

Vielen lieben Dank an Angelika, die dort ständig in Aktion ist und nebenbei noch ihre Hunde, Katzen, ihren Job und ihre Tochter organisiert!!

 

 

Bemerken möchte ich aber noch, dass es oft die einfachen Leute sind, die dort unten jeden Tag die Straßentiere füttern und sich kümmern!! Eben die, die wenig haben und das Wenige noch teilen!!!

 

 

Kristina Merfels,  Wuppertal

 

 

P.S. Auch Angelika hat ihre Eindrücke über den Aufenthalt des Teams in einem interessanten Bericht festgehalten. Lesen Sie bitte  H I E R  weiter.