Bericht zur aktuellen Lage aus Kusadasi

Sicher werdet Ihr euch gewundert haben, warum auf unserer Seite seit August kaum Einträge oder Berichte zu lesen waren. Die traurigen Gründe dafür werdet Ihr im folgenden Bericht erfahren, auch wenn wir nicht „aktiv“ erschienen sind, hat sich im Hintergrund einiges verändert ...

 

 

Zwei Tage vor meinem Geburtstag fand ich eine Nachricht meines Vermieters an die Tür geheftet, dass ich mich umgehend zu melden hätte. Meine Vorahnungen fanden Bestätigung, als ich erfuhr, dass die Hausbesitzerin nun selber gerne hier in ihr Haus einziehen wollte, nachdem sie in Kusadasi sesshaft geworden sei.

 

 

Fakt ist jedoch, dass diese Familie genügend Immobilien, Hotels, sowie Apartments haben. Also war schnell klar, dass es nur ein Vorwand war, um mich aus dem Haus zu vertreiben. Gleichzeitig sollte ich möglichst schnell ausziehen, weil ja so viel zu renovieren wäre und die Besitzerin natürlich keine Zeit verlieren wollte. Hintergrund war aber wohl eher, dass die Vermieterin schon oft hatte durchblicken lassen, dass sie das Haus lieber verkaufen wolle. Nachdem nun die Immobilienpreise in Kusadasi mehr als stark angestiegen waren, was bei einem Verkauf natürlich höheren Gewinn bringen würde, ist wohl das Thema "Eigennutzung" etwas weit hergeholt.

 

 

Ich einigte sich mit ihr, dass ich bis November versuchen wollte, etwas zu finden.

 

 

Aber wo soll man mit so vielen Tieren und den ganzen Tierschutzsachen unterkommen? Zur Miete etwas in dieser Art zu finden, was auch noch bezahlbar ist,  ist recht schwierig.

 

 

Gleichzeitig musste ich ja unter der Woche meiner Arbeit nachgehen, konnte also effektiv nur am Wochenende schauen, vergleichen und versuchen, den Zoo unterzubringen - ein Drama!!

 

 

Nach zwei verzweifelten Tagen bekam ich einen Tipp von einer Arbeitskollegin. Jedoch stellte sich die Immobilie nur zum Kauf dar. Der Verwalter in der Siedlung wollte sich aber melden, wenn es etwas frei würde, aber die aktuelle Corona-Situation erschwerte noch die Suche nach einem Haus, da alle aus ihren Apartments ins Grüne wollen.

 

 

Einen Tag später bekam ich dann die Nachricht, dass in der Siedlung spontan ein Haus - praktisch über Nacht - frei geworden war, weil die Mieter den Vermieter um die Miete geprellt hatten und über Nacht das Weite gesucht hatten.

 

 

Das Haus war renovierungsbedürftig und der gestresste Besitzer nicht gerade begeistert, dass ich mit meinen Hunden und Katzen dort einziehen wollte.

 

 

Ich konnte mich mit ihm auf 2 Hunde und 2 Katzen einigen, kein Tier mehr und die Hunde sollten im Garten bleiben! Niemals würde das passieren. Es sind Familienmitglieder und sie kommen ins Haus!! Die Verhandlungen endeten damit, dass der Mietpreis nochmal um 20% nach oben schnellte, aber in der Not sagte ich zu und hatte schon mal eine Bleibe in Aussicht.

 

 

Die Formalitäten waren schnell erledigt und so ging es an die Planung der Einrichtung, denn das Haus hatte keiner Schränke, die Küche und das Bad waren sehr primitiv und es mussten einige Umbauten gemacht werden. Aber wie es so mit den Handwerkern (nicht nur in der Türkei) ist. Mal sind sie da, mal wieder nicht. Wenn man aber keine Zeit zum Warten hat, reibt das die Nerven weiter auf.

 

 

Als nächstes großes Problem gestaltete sich nun die Unterbringung der restlichen Tiere. Omi zog wieder zurück zur Oya, Luna zog um nach Istanbul, was eine extrem teure Sache wurde, aber Hauptsache das Tier hat einen guten Platz.

 

 

Die Katzen kamen bei Ayten und Filiz unter, die Pflegetiere vor dem Haus und im Garten werden auch jetzt noch von mir betreut und gefüttert. Des weiteren kümmert sich auch der Nachbar Sefa wie gehabt um die Tiere. Ihm hat ich auch das Katzenhaus von der Gemeinde gegeben und er erhält auch zukünftig ausreichend viel Futter für die Tiere.

 

 

Mitte September war dann alles soweit geregelt und dann ging es an das "Ausmisten" des alten Hauses und die Umbauten des neuen Hauses.

 

Tagsüber arbeiten und dann in den Abendstunden ausräumt, aussortieren und verteilen. Ein absoluter Horrortrip, denn ich hatte in dem Haus 18 Jahre gelebt und auch den Tierschutz sowie das Equipment und das Futter dort im Keller im Depot.

 

 

Den Platz für all das gibt es in dem neuen Haus nicht, das um die Hälfte kleiner ist, keinen Keller oder Dachboden hat.

 

 

Viele Tränen sind in dieser Zeit geflossen, viele schlaflose Nächte mit Angstattacken, wie es weitergehen soll. Hilfe fand ich vor Ort bei bei unserem Kusadasi-Tierschutz-Team, die Tiere übernahmen und auch beim Packen, Renovieren und beim Umzug halfen.

 

 

Der Umzug fand dann am 4. Oktober, dem Tag des Tieres statt. Die Nerven lagen blank, denn auch unsere Kastrationsaktion für Oktober stand ja im Raum, aber wie soll das nun funktionieren?

 

 

Mit letzter Kraft und noch verbleibendem Willen organisierten Petra und ich uns. Auch bei Petra tobte das Chaos  und gemeinsam ermöglichten wir eine begrenzte Kastrationsaktion für bereits vorgemerkte Anrufe von willigen Einheimischen, deren Tiere zur Kastration anstanden. Das ständige rauf- und runtergefahre des öffentlichen Lebens (und somit auch der Einheimischen, die die Tiere fangen konnten) war ein weiterer Hemmschuh.

 

Insgesamt mussten wir alles mit einplanen. Was nützt es, wenn man hohe Summen für die Kastrationen auf dem Konto hat, aber wegen Corona diese nicht einsetzen kann. Zudem war auch in den Vormonaten wegen der ständigen Lockdowns nicht viel möglich in Punkto Kastrationen, so dass wir hier von den weiter dafür eingehenden Spenden für die Oktoberaktion eine Summe angesparen konnten, denn immerhin dachten wir, dass es im Oktober wieder besser gehen würde, was leider nicht so war. Also tasteten wir uns langsam vor.

 

 

Angelika gab vorab die ersten 100 Tiere frei, kontaktiert alle per Telefon und führte genaue Listen über die täglichen Kastrationen. Es klappte und die ersten 100 Katzen waren schnell kastriert, aber die Nachfrage weiterhin groß.

 

Letzten Endes konnten wir mit dem Budget 282 Tiere kastrieren und über 50 Tiere behandeln.

 

 

Wir hätten gern mehr gemacht, aber nach fast 3 Monaten Dauerstress haben Petra und ich nur noch versucht, den Kopf über Wasser und die Projekte am Laufen zu halten.

 

 

Dann der nächste Stress mit dem massiven Erdbeben in Kusadasi und Samos Ende Oktober, wo wir 30 Sekunden bei Stärke 7 im Haus durchgeschüttelt wurde. Zum Glück gab es nur kleine Sachschaden und Glasbruch, das (neue) Haus selbst blieb unversehrt; ebenso die Tiere, die aber komplett von der Rolle waren.

 

 

Es war das erste Mal, dass ich richtig Angst hatte, denn in den letzten 30 Jahren in der Türkei habe ich einige Erdbeben erleben dürfen, aber nicht von dieser Intensität und Dauer. Es gab über 200 Nachbeben, die teilweise auch wieder eine bedrohliche Intensität hatten und das Grummeln ist selbst heute immer noch zu spüren.

 

Am Tag nach dem großen Beben der Stärke 7 fuhr ich dann die Futterstellen und Straße ab und sandte Bilder nach Deutschland. Überall Chaos und so viele kaputte Häuser, die teilweise unbewohnbar geworden waren.

 

 

 

 

Auf Petra's Frage, ob ich schon an ihrem alten Haus war, fuhr ich dorthin und bekam einen großen Schrecken. Denn das alte Haus hatte einen riesigen Riss in der Wohnzimmerwand zur Terrasse hin. Einmal in voller Höhe mit einer Breite von 2 cm.

 

 

So hatte es doch etwas Gutes, dass ich das geliebte Heim nach 18 Jahren verlassen musste, denn die dortigen Besitzer hatten außer der Miete, die sie ständig erhöhten, nichts im oder am Haus instand gehalten. Die Quittung dafür bekamen sie jetzt.

 

 

Die Nachbeben haben den ganzen November für schlaflose Nächte gesorgt. Es belastet sehr zu wissen, dass man auf einer ständig aktiven Platte sitzt und auch nicht weglaufen kann, also abwarten und nach Möglichkeit verdrängen und sich damit zu arrangieren.

 

 

 

Jetzt heute am Nikolaustag, wenn ich zurückblicke, bin ich erleichtert, weil ich es wieder geschafft habe, wieder  einigermaßen in die Routine zu kommen.

 

 

Nun, hier ist diese Woche wieder der Lockdown ausgerufen worden. Es gibt ab 21 Uhr Ausgangsperre für alle, die Restaurants und Cafes sind erneut geschlossen. Hier ist nichts und niemand mehr auf der Straße, außer diejenigen, die die Genehmigung haben, die Straßentiere füttern:

 

 

Wir hatten zwischenzeitlich nochmals für 2.000 € Futter bestellt, mit dem wir aber gut haushalten konnten, während der Sommermonate einige Hotels und Restaurants öffneten und ihre Essensreste und die Läden und Metzger das Fleisch, das vor MHD nicht mehr verkauft werden konnte, zur Fütterung der Straßentiere spendeten.

 

 

Das Team Kusadasi hat seit Anfang März und mit Beginn des ersten Lockdowns täglich über 1500 Tiere gefüttert und dank Euer damals zahlreichen Spenden konnten wir bis jetzt eine Fütterung gewährleisten. 

 

 

Doch nun ist auch dieser Vorrat fast aufgebraucht:

 

Wir werden in der nächsten Woche die letzten 50 Futtersäcke verteilen, weil nun der erneute Corona-Lockdown vermehrtes Füttern erfordert. Das heißt, wir können die Tiere noch 2 Wochen füttern und ab Weihnachten dann geht nichts mehr.

 

 

Wir benötigen wieder Eure Hilfe, damit wir esschaffen können, die Versorgung der Tiere einigermaßen zu gewährleisten und auch die zahlreichen Notbehandlungen von den Straßentieren zu bezahlen.

 

 

Wir bitten Euch um Unterstützung, damit wir gemeinsam weitermachen können.

 

Vielen Dank für Eure Hilfe!!

 

(Angelika)

 

 


 

Zusammen mit Angelika werden wir weiterhin für die Tiere in Kusadasi da sein und das Projekt fortführen, auch wenn Angelika jetzt nur begrenzt Tiere bei sich aufnehmen kann, es geht weiter. Denn das fleißige Kusadasi-Team, bestehend aus Ayten, Filiz, Ali Riza (der sogar mit einer gebrochenen Kniescheibe mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinem Roller saß und seine Futterrunden wahrnahm), Mehmet, Bilal, Özhan, Can und Berat sind trotz Corona ständig auf der Straße im Einsatz.

 

Unsere Corona-Freistellung vom Ministerium wurde erneuert und wir sind jetzt für die weitere Dauer von Corona ermächtigt, auch während der Ausgangssperre die Tiere versorgen.

 

Die Behandlungen reißen nicht ab und wir habe viele hungrige Mäuler zu stopfen:

 

 

Nach heutigem Umrechnungskurs benötigen wir mindestens 3.000 €, um ab Weihnachten die Fütterung der Tiere zu gewährleisten zu können.

 

Jede Spende hilft:

 

 

Vielen Dank!


Aktueller Spendenstand: 1.200,00 €


 

Wir danken den nachfolgenden Spenderinnen und Spendern für ihre Unterstützung:

 

200,00 € - Hermann Langecker

200,00 € - Gudrun Kaiser-Rompf

  50,00 € - Christine Windisch

100,00 € - Heike Noseck

  50,00 € - Klaus Sandner

150,00 € - Petra Jens

200,00 € - Iris Martin-Ernst u. Wolfgang Ernst

250,00 € - Peter Jost