Ihr habt lange nichts von uns gehört ...

Wenn Ihr lange nichts von uns hört, also keine Bilder und Berichte veröffentlicht werden, dann hat das immer einen Grund ...

 

Ehrlich gesagt, wir waren geschockt, massiv überarbeitet und nichts ging mehr - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber von Anfang an ...

 

Wie Ihr wisst, haben wir vor einigen Monaten unser Engagement auf das Tierheim von Kusadasi erweitert. Beabsichtigt war, dort so zu unterstützen, das die Mitarbeiter des Tierheims die notwendigsten Dinge wie Futter etc. -  erhielt. Angelika und Petra haben sich krumm gelegt und verbogen bis zum geht nicht mehr, um den Tierheimbetrieb auf eine gerade Bahn zu bekommen. Das gelang auch soweit ganz gut.  Doch dann kam im Juli und August der Hammer auf uns zu:

 

Vereinbart war mit den Tierheim-Tierärzten, dass sie Operationen, die nicht aufschiebbar und zwingend notwendig waren, zu Nevzat in die Tierklink bringen dürften - natürlich nach Absprache mit Angelika und/oder Petra. Im Juni wurde dies auch so durchgeführt. Angelika hatte ein Budget, die Klinik-Tierärzte riefen an oder sandten eine WhatsApp, sofern ein solcher Notfall auf der Straße eingesammelt wurde. Die Rechnung für Juni belief sich daher bereits auf 3.135,00 €. Mit Angelika wurde daher besprochen, dass wir diesen Betrag nicht jeden Monat aufbringen können und die Behandlungen auch mehr und mehr von den Tierheim-Ärzten durchgeführt werden müssten.

 

Im Juli brachte man dann die Tiere ohne Rücksprache direkt zu Nevzat, der natürlich davon ausging, dass die Behandlungen und Operationen mit uns abgesprochen wären und diese durchführte. Letztendlich erhielten wir dann Anfang August die Rechnung für die Behandlungen und Operationen im Juli in Höhe von 3.445,00 € und in nur einer Woche im August erhielten wir eine weitere  Rechnung in Höhe von 3.485,00 € !

 

Somit mussten wir in nur 9 Wochen 10.065,00 € an Nevzat und ausschließlich für das Türkei-Projekt bezahlen. Hinzu kamen natürlich auch noch die Rechnungen für Cristina in Rumänien und die der deutschen Katzenprojekte.

 

Gemeinsam mit Euch schaffen wir ja schon echt viel, aber das war dann doch zu viel. Insbesondere nach der Auswertung der Behandlungen, die das Tierheim bei Nevzat veranlasste. Dabei waren allein im Juli Behandlungen wie beispielsweise Antibiosen, Euthanasien und OP's, die auch im Tierheim durch die dortigen Tierärzte - für uns kostenlos - hätten durchgeführt werden können. Allein diese Behandlungen beliefen sich auf 48 Tiere.

 

Da wir weitere Kosten nicht übernehmen konnten, stoppten wir das Türkei-Projekt ab der 2. August-Woche. An dieser Stelle trat vereinbarungsgemäß unser türkischer Kooperationsverein in Kusadasi, Animal Rescue Kusadasi (ARK), in die Kastrationen und Behandlungen ein. Nur auf diese Weise konnte zunächst erreicht werden, dass die Tierheim-Tiere nun doch von den Tierheim-Ärzten behandelt werden und diejenigen Tiere, denen diese mangels Ausstattung nicht helfen konnten, über ARK behandelt wurden.

 

Es wurde auch eine Kommission in Kusadasi, bestehend aus Vertetern der Tierschützer, der Tierheimärzte, örtlichen Tierärzten etc. zum Wohl der Straßentiere gegründet. Der Bürgermeister äußerte auch bereits einige Gedanken bezüglich der Finanzierung des Ganzen, aber heraus kam bisher nicht viel, was greifbar wäre.

 

Dann (wir wissen, dass der Bürgermeister zu diesem Zeitpunkt im Ausland war) wurden massenhaft und zum Teil riesige Plakate überall aufgehangen, auf denen die Bürger dazu aufgerufen wurden, um Himmels Willen bloß keine Straßentiere mehr zu füttern, denn dann kämen "die Wildschweine aus den Wäldern und Bergen in die Städte". Hier seht ihr zwei solcher Plakate:

 

 

Hier wurde natürlich direkt gegengesteuert. Allein stellte sich die Frage, warum denn in den letzten Jahren wohl kein Wildschwein an den Futterstellen der Hunde und Katzen gewesen war. Anders natürlich an den Stellen, wo Menschen gegrillt und ihre "Schweinerei" hinterher haben liegen gelassen, statt ihren Müll und die Reste wieder mit nach Hause zu nehmen. Hier mag nun auch gern das eine oder andere Wildschwein sich gütlich getan haben.

 

Mittlerweile gibt es eine neue Aufklärungs-Campagne in der Richtung, dass die Straßentiere natürlich auch weiterhin gefüttert werden sollen und dürfen.

 

Bei Angelika ging es dann auch gleich weiter, denn der Vermieter wollte das Haus, in dem sie wohnt, verkaufen (was bis heute noch nicht geschehen, aber zu erwarten ist). Wohin soll sie dann mit 25 Katzen im und weiteren rund 35 Katzen, die rund um das Haus herum leben?

 

An einem Tag parkt sie ihren Roller, der von einem Mann, der hinterher nichts mehr davon wissen will, umgefahren wird. Auf den Kosten für die Reparatur bleibt sie sitzen. Und es dauert auch nicht lange, bis ihr Auto verdächtige Geräusche macht. Sie fährt zur Werkstatt. Dort schaut man unter die Motorhaube und sagt, sie solle in die Werkstatt von Herrn XY fahren, der könne den Schaden beheben. Sie fragt noch extra, ob sie denn mit dem Wagen noch dorthin fahren könne, was ihr mit einem inbrünstigen "JA" beantwortet wird. Auf dem Weg in diese Werkstatt knallt es mitten in einem stark befahrenen Kreisverkehr und der Karren bleibt liegen. Angelika muss sich - üblicherweise - von den anderen Verkehrsteilnehmern beschimpfen lassen und zusehen, wie sie den Wagen nun in die Werkstatt bekommt. Dort arbeiten sie noch an dem Gefährt und Angelika hofft, dass die Leute dort den Wagen wieder hinbekommen.

 

In Deutschland hingegen bekommt Petra jeden Tag und ständig SMS, Anrufe, WhatsApp und Emails mit Bitten um Hlfe aus allen drei Ländern: Deutschland, Türkei und Rumänien. Überall hilflose Tiere, die von Urlaubern gefunden und untergebracht werden sollen.

 

Während sie die Türkei und Rumänien betreffenden Informationen an Angelika und Cristina zur weiteren  Beantwortung weitergeleitet werden, übernimmt Petra den deutschen Teil, telefoniert, organisiert, bittet andere Vereine um Hilfe, wenn es bei Sunnydays keine Optionen mehr gibt. Es stapeln sich die Tiere hier: bei ihr selbst und bei 3 Pflegestellen. Trotzdem fährt sie ständig - bewaffnet mit Boxen, Falle und Kescher - raus, fängt Katzen ein, bringt sie zum Tierarzt und auf die Pflegestellen etc. Dazwischen immer wieder zurückfahren, um die bei ihr untergebrachten Intensiv-Patienten zu versorgen oder aber zum Tierarzt fahren. Mittlerweile ist es schon Normalität, dass sie zwischen 21 und 22 Uhr das erste und letzte Mal an einem Tag etwas isst. Die Zeit reicht dafür nicht auch noch aus. Umso dankbarer ist sie, wenn sie irgendwo zumindest einen Kaffee und einige Kekse bekommt.

 

6 Katzen brauchen dann dringend ein Zuhause. Wir können sie nicht aufnehmen. Haben allein hier in unseren deutschen Katzenprojekten teilweise über 30 Katzen zu versorgen. Ein befreundeter Verein hilft und kann sie via Facebook-Aufrufen einen Tag, bevor das Haus der Eigentümerin, dass zwangesversteigert wurde, an die neuen Eigentümer herausgegeben werden muss, unterbringen. Einer fährt und holt die Tiere ab, aber die Boxen reichen nicht aus. Also bringt Petra noch Transportboxen dorthin, damit alles reibungslos ablaufen kann.

 

Dann folgt das, wovor Petra schon Angst hatte (denn es passiert immer in solchen Momenten): Es kommt die Mail, die ankündigt, dass 6 Laborkatzen freigegeben werden. Bilder und Beschreibung der Tiere werden direkt mitgeliefert. Also Texte schreiben, die Tiere auf allen möglichchen Seiten einstellen, damit sie gesehen und möglichst direkt adoptiert werden. Dann kommt der "Rücklauf": Mails, SMS, WhatsApp, Anrufe von Bewebern, die die Tiere adoptieren möchten. Manche melden sich sogar aus Ostdeutschland oder noch weiter weg. Man muss antworten, kommt kaum hinterher. Andere, weitere Katzen müssen auch vermittelt werden. Noch mehr Mails, Anrufe etc.  Die Abende werden sehr lang, die Nächte immer kürzer.

 

Wisst Ihr eigentlich, dass man für die Vermittlung einer einzigen Katze durchschnittlich 30 Stunden benötigt? Angefangen beim Erstellen des Vermittlungstextes, des "Schießens" von Fotos, die Auswahl und Bearbeitung derselben und das Einstellen in allen möglichen Seiten und Foren - das ist der noch einfache Teil. Doch dann kommt der Rücklauf, die Antworten auf die Vermittlungsanzeigen und diese Gespräche dauern einfach. Wenn es dann passen könnte, besuchen die zukünftigen Adoptanten die Tiere. Beide sollen sich schließlich erst einmal kennenlernen und wir die Adoptanten natürlich auch. Zack - wieder 2 - 3 Stunden pro Besuch weg. Wenn dann alles passt, die Vorkontrollen selbst durchführen oder Kollegen / Kolleginnen suchen, die das bitte, bitte erledigen. Und nicht zuletzt muss das Tier dann auch noch in sein neues Zuhause gebracht werden bzw. die Laborkatzen aus dem Labor abgeholt werden. Allein für die Abholung der Laborkatzen brauchen wir glatte 7 Stunden.

 

Man versucht, alles in einen Tag zu packen, mal klappt es, mal nicht. Morgens beim Kaffee schreibt man eine Arbeitsliste, was heute unbedingt erledigt werden muss und keine 10 Minuten später ist die dann schon wieder hinfällig, weil man zu einem Nofall fahren musst. Kleine Kitten schaffen es nicht. Sie sterben uns einfach unter den Händen weg und wir können nichts dagegen tun.

 

Auch bei Angelika sterben Tiere, was uns beide immer meilenweit zurück wirft - nicht nur mental - und man fragt sich, warum man sich das antut, kann aber dennoch nicht aus seiner Haut heraus und macht einfach weiter. Irgendwie wird es schon gehen, aber manchmal geht es eben auch nicht (mehr).

 

Da ist dann keine Zeit mehr, Berichte zu schreiben, Bilder herauszusuchen, die Homepage zu aktualisiern, damit Ihr sehen und lesen könnt, was wir gerade tun. Wir sind keine "Schreibtisch-Tierschützer", die den ganzen Tag am PC sitzen und irgendetwas von sich geben. Wir sind Streetworker, 3 an der Zahl, jeder für sein eigenes Projekt und einer hält zusätzlich "den ganzen Laden am Laufen".

 

Deshalb seht es uns bitte nach, wenn wir manchmal eben einfach nicht mehr in der Lage sind, Berichte zu veröffentlichen. Denn auch wenn diese in unseren Gedanken sind, brauchen wir die Zeit, um sie aufzuschreiben - und auch unser Tag hat nur 24 Stunden.