Bericht über die Kastrationsaktion vom 14.- 23.10.2014

 

Es ist wie immer: Steht der Beginn der Kastrationsaktion fest, "blinkt" das Datum kontinuierlich im Hinterkopf. Viele Telefonate werden geführt und Unmengen von Mails gewechselt. 

 

Du hoffst darauf, dass es zunächst einmal genügend finanzielle Mittel für die Aktion gibt. Es werden OP- und Verbandsmaterialien benötigt, die möglichst nicht gekauft werden sollen, ebenso wie Futter, das mitgenommen werden muss, denn jeder Cent wird für die Kastrationen benötigt. So freuen wir freuen uns sehr, dass uns Herr Lohse wieder einmal bei dieser Aktion unterstützt und danken ihm ganz herzlich!


Die Organisation in Deutschland und natürlich auch die von Angelika in der Türkei nimmt viel Zeit in Anspruch.


Nachdem dann bekannt ist, wie viel persönliches Gepäck jeder Einzelne von uns hat, werden die noch freien Kilos mit Tierschutzgepäck aufgefüllt. Schließlich wollen wir kein einziges Kilo verschenken - und dieses Mal fliegen wir mit 5 Personen: Marlis und Torsten, Shirley, Sven und Petra.

 

Doch nur wenige Stunden vor der Abfahrt zum Flughafen passierte dann noch ein Unglück. Lucky kommt misshandelt und schwer traumatisiert von einem Freigang nach Hause zurück (diesen Bericht könnt Ihr  H I E R  lesen).


 

Abfahrt zum Flughafen und Check-in

 

Mit unserem eigenen Gepäck schleppen wir dieses Mal 300 kg plus Handgepäck mit. Mit dabei haben wir OP- und Verbandsmaterial, 350 saugfähige Unterlagen, die wir in die Boxen legen, da die kastrierten Tiere 24 Stunden bis zu ihrer Wiederauswilderung darin verbringen müssen und sie nicht im Nassen liegen sollen. Weiter 1 neue Katzenfalle, 15 neue Katzentransportboxen (die sich im Nachhinein als ein Segen herausstellen) und natürlich jede Menge Futter.

 

Shirley's Mann hat einen Anhänger organisiert, mit dem wir alles zum Flughafen bringen können. Wir haben schon immer viel mitgeschleppt, aber mit einem Anhänger sind wir noch nie zum Flughafen gefahren.

 

Dort angekommen wird alles ausgeladen. Marlis und Torsten sind schon da und mit unseren 4 überladenen Gepäckwagen stellen wir uns in der Reihe der Wartenden an.

 

Natürlich hören wir wieder einmal die üblichen Bemerkungen: Ob wir auswandern, unseren gesamten Hausrat mitschleppen usw.

Der Mann am Schalter staunt ebenfalls nicht schlecht, denn insgesamt sind es 19 Gepäckstücke, die er einbuchen muss.

 

Als das Gepäck aufgegeben ist, dauert es auch nicht mehr lange, bis es Zeit ist, in den Flieger zu steigen.


 

Dienstag, 12.10.2014

Ankunft in Kusadasi

 

Der Flug verläuft ruhig, wenn man davon absieht, dass ständig eine der Stewardessen in das Mikrofon plärrt und uns aus dem eh nicht besonders guten Schlaf reist. Eine der Damen hat dazu noch ein sehr intensives Parfüm aufgelegt. Allein dieser Geruch sorgt dafür, dass man wach wird und sich wegdrehen muss.

 

Hinter uns sitzen einige ältere Mitreisende türkischer Nationalität, die ständig an den Sitzen von Shirley und Sven reißen. Hierbei zieht die hinter Shirley sitzende Frau immer wieder an ihren Haaren. Petra dreht sich herum und weist die Leute darauf hin, dass wir schlafen möchten. Schließlich sind wir alle schon den ganzen Tag auf den Beinen und haben den nächsten Tag noch vor uns. Die Antwort lautete jedoch: wir nicht! - Na toll! Aber irgendwann hält sich das Geruckel am Sitz dann doch in Grenzen.

 

Schneller als gedacht hören wir dann die Information, dass wir die Reisehöhe verlassen haben und uns im Anflug auf Izmir befinden.

 

Die Einreiseformalitäten sind recht schnell erledigt und so geht es zum Kofferband. Jeder von uns hat einen Kofferwagen, auf den die 19 Gepäckstücke verteilt werden. Am Ausgang wollen wir so wenig wie möglich auffallen mit unseren Gepäckmassen.

 

Doch wir können unbehelligt das Flughafengebäude verlassen. Die Zöllner sind intensiv mit einer Fernsehserie beschäftigt und der Fernseher plärrt in einer ordentlichen Lautstärke. Also schnell raus vor das Flughafengebäude und Angelika anrufen, die vor dem Flughafen an der Tankstelle wartet und erst auf  "Zuruf" hinzukommen wird.

 

In der Zwischenzeit gehen Torsten, Marlis und Petra nochmals in das Gebäude hinein, um den Mietwagen zu organisieren, der von Deutschland aus vorbestellt wurde. Denn Angelika's Auto allein kann weder die Gepäckmassen, geschweige denn dazu weitere 5 Personen aufnehmen und zudem brauchen wir einen weiteren Wagen für die Beförderung der Tiere zur Tierklinik.

 

Als wir mit dem Mietwagen wiederkommen, ist Angelika schon da und hat einen Teil des Gepäcks bereits in ihrem Wagen verstaut. Den Rest packen wir mit ach und krach in den Mietwagen und fahren los in Richtung Kusadasi.

 

Kusadasi ist wirklich schön und wenn man von dieser schönen Aussicht profitieren kann, ist die Müdigkeit auch schon gar nicht mehr so schlimm: 

 


Kastrationen am Yonca-Hotel und Esenköy

Dort angekommen besorgt Angelika ein kleines Frühstück für uns alle, das wir mit zu ihr nach Hause nehmen. Die Autos werden ausgeladen und alle Taschen und Koffer die Treppe hinauf auf die Terrasse geschleppt. Dort werden sie dann ausgepackt und die 15 neuen Boxen zusammengebaut.

Petra Trojahn ist noch einige Tage bei Angelika zu Besuch und so lernen wir uns auch einmal persönlich kennen. Sie will an diesem Tag zum Ladies Beach gehen und schickt an Angelika von unterwegs die Info: An der ersten und zweiten Mülltonne, an der sie vorbei kommt, sind sehr viele unkastrierte Katzen ...

 

Aber die müssen jetzt erst einmal warten, denn Shirley, Sven und Petra checken zunächst im Hotel ein. Marlis und Torsten fahren weiter zu Marlis' Freundin Derya, bei der sie wohnen werden.

 

Wir möchten zunächst einmal auspacken und 2 Stunden schlafen, bevor wir uns zur ersten Kastrationsrunde aufmachen.

 

Kaum eingeschlafen ist es auch schon 17.00 Uhr und das Wachwerden fällt schwer.

 

Als erstes fahren wir einige Straßen weiter zum Yonca-Hotel. Von dort kam einer der vielen Hilferufe und die Bitte um Kastrationen. Beladen mit Katzenfalle, Katzenfangnetz und etlichen Trans-portboxen schlagen wir dort auf und werden freundlich von der Hilfesuchenden empfangen.

Wir beginnen mit unserer Arbeit; stellen die Katzenfalle auf und ködern die herumlaufenden Katzen mit "nasse Katze" und "trockene Katze" (Nass- und Trockenfutter). Die Katzen beäugen die Falle. Etliche gehen hinein und wenn wir das magische "Klick" vom herunterfallen der Türe hören, muss das Tier in eine Transportbox umgesiedelt werden, was sich in den meisten Fällen als nicht einfach gestaltet, denn die Katzen wollen zwar das Futter, aber nicht in die Box und die Kastration lehnen sie scheinbar völlig ab. 

 

Andere können "bezirzt", direkt per Hand eingefangen und schnell in die Box gesetzt werden.

Die Anwohnerin, die uns gerufen hat, rennt herum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Manche Katze kann sie selbst fangen, es gelingt dann aber nicht, diese in die Box zu bekommen. Sie schnattert und flitzt herum, sagt: diese Katze soll kastriert werden, diese Katze ist bereits kastriert und letztendlich werden es immer mehr Menschen, die uns - allein durch ihre Anwesenheit und durch ihr Geschnatter - beim Fangen behindern.

 

Trotz allem gelingt es uns, die meisten Katzen an dieser Stelle "einzutüten". Angelika fängt etliche Katzen mit dem Netz und auch der dicke Kater, der sie im Vorjahr so geärgert und dem sie versprochen hat, dass sie ihn irgendwann fängt, geht in die Falle.


Eine andere Anwohnerin kommt hinzu und zeigt uns ein kleines Katzenbaby. Sie spricht lange mit Angelika auf türkisch und diese macht ihr begreiflich, dass man ein so kleines Kitten noch nicht kastrieren kann. Sie soll sich aber melden, sobald das Kleine etwa 5 Monate alt ist, damit es kastriert wird.

 

Als wir alle unkastrierten Katzen ein- gefangen haben - bis auf eine Katze, die noch säugt - ist das Auto schon gut beladen und wir fahren zur nächsten Fangstelle.

Schon auf dem Weg nach  Esenköy sehen wir sehr viele unkastrierte Katzen. Auch dort kommt die Hilfe suchende Frau aus dem Haus und berichtet, dass sie die Tiere zwar füttert, sich die Kastrationen so vieler Katzen aber nicht leisten kann. Es werden immer mehr und das zu kaufende Futter ebenso. Sie freut sich über jedes Tier, das wir einfangen können und auch eine sehr zutrauliche Hündin findet sich an der Fangstelle ein.

Wir fangen bis spät in den Abend hinein. Sind die Katzen auch alle durchweg sehr scheu, so ist die Hündin umso zutraulicher und sitzt liebend gern auf Torsten's Arm.

 

Angelika ruft Nevzat in der Praxis an und teilt unsere späte Ankunft mit. Nevzat verspricht, zu warten.

Wir verabschieden uns von der Anwohnerin und bringen die Katzen und die Hündin zu Nevzat, der - auch in dieser späten Abendstunde - sofort mit den Kastrationen beginnt.

Vor Nevzat's Klinik gibt es ein kleines Restaurant, in dem wir noch eine kleine Mahlzeit bekommen. Angelika nimmt die bereits am Vortag zu Nevzat gebrachten Katzen und die Hündin mit nach Hause und auch wir fahren zurück zum Hotel und fallen nach einer Dusche endlich todmüde ins Bett.



Mittwoch, 13.10.2014

Einfangen bei Derya und am Mittwochs-Markt 

Angelika kann heute nicht dabei sein, da sie private Termine hat, die sie wahrnehmen muss. Das ist aber nicht so schlimm, da Torsten und Marlis sich in Kusadasi gut auskennen und so fahren wir erst einmal in Richtung Ladies Beach und suchen die Mülltonnen-Katzen, von denen Petra Trojahn am Vortag berichtet hat - doch die Katzen sind nicht da. 

 

Kurzerhand entscheiden wir daher, dass wir zu Derya fahren. In ihrer Straße gibt es jede Menge unkastrierte Katzen, die mehr oder weniger kastrationswillig sind. Als es Mittag ist, haben wir die ersten Katzen gefangen, die wir bei Nevzat abgeben. Gleichzeitig nehmen wir die Katzen vom Vorabend mit und fahren zu Angelika. Denn die Tiere bleiben nach der erfolgten Kastration noch 24 Stunden zur Beobachtung dort, bevor sie wieder ausgewildert werden.

 

Angelika hatte vor unserer Ankunft bereits einige Katzen eingefangen und als "Vorlauf" zu Nevzat gebracht. Diese werden nun wieder an der Stelle, von der sie stammen, ausgewildert und danach die Boxen dieser Tiere gereinigt und gechlort. Denn es sollen ja keine Krankheiten unter den Tieren verbreitet werden.

 

In der Zeit von 14.00 bis 17.00 Uhr haben wir sozusagen "frei", denn die Katzen suchen dann auch ihre Mittagsschlafplätze auf und man sieht nur sehr wenige Katzen herumlaufen. Angelika schlägt vor, dass wir uns die Wartezeit mit dem Besuch des Mittwochsmarktes vertreiben könnten. Da wir im Moment nichts tun können, greifen wir den Vorschlag auf und fahren mit unserem "Equipment", bestehend aus Falle, Fangnetz und etlichen Boxen in Richtung Marktplatz, finden in einer Seitenstraße einen Parkplatz und laufen über den Markt. 

 

Als wir gegen 16.00 Uhr zum Auto zurückgehen, sehen wir auf einem Grundstück, dass sich als "kleine Müllhalde" herausstellt, etliche Katzen herumflitzen. Es kann also weitergehen und da wir gerade hier sind, beginnen wir auch direkt mit der Arbeit. 

 

Überall stehen Futter- und Wassertöpfe herum. Diese Katzen werden von Anwohnern gefüttert, was uns unsere Arbeit erleichtert, denn nun haben sie Hunger. Falle, Netz und einige Boxen werden aus dem Auto geholt. Die Falle mit "nasse Katze" präpariert und schon bald geht die erste Katze in die Falle. Das magische "klick" ertönt und wenig später sitzt die Katze in der Transportbox.

 

Eine Katze folgt der nächsten. Die einen gefangen via Falle, die nächsten mit dem Netz und manche gehen auch freiwillig in die mit "nasser Katze" bestückte Box.

 

Immer mehr Menschen halten an und möchten wissen, was wir tun und warum. Jeder bekommt unseren dreisprachigen Flyer, damit er/sie sich informieren kann und alle sind uns freundlich gesinnt und freuen sich, dass die Tiere nun kastriert werden und sich nicht mehr weiter vermehren. 


Ein älterer Herr kommt vorbei uns spricht uns auf türkisch an. Wir versuchen, ihm begreiflich zu machen, was wir tun und brechen uns einen ab, bis der Herr meint, wir könnten ihm das gern auch auf deutsch erklären. Er selbst war lange Zeit in Deutschland und sei der Sprache mächtig. Wir müssen lachen. Sind wir doch hier darauf verfallen, auf englisch und mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Immer wieder bekommen wir Tipps und Anfragen, ob wir bitte auch hierhinr und dahin kommen können, um die Katzen einzufangen.

 

So leicht es sich auch anhört, ist das Fangen der Katzen nicht. Es ist nicht so, wie bei uns Zuhause, wenn man mit seinem eigenen, menschenfreundlichen Tier zum Tierarzt geht. Dies wird immer wieder verkannt. 

 

Zuhause gehen wir durch die Wohnung, nehmen die Katze auf den Arm, befördern sie in die Transportbox und los geht's zum Tierarzt. Das ist einfach.

 

Anders und viel schwerer hingegen ist es, eine Katze so mit Leckereien zu manipulieren, dass sie in die Katzenfalle oder bestenfalls direkt in die Transportbox geht, die man dann ungesehen schnellstmöglich verschließen muss, bevor das Tierchen es sich anders überlegt und schnell wieder abhaut. 

 

Die "Königsklasse" ist dabei das Fangen mit dem Netz, denn die Katze sieht, wenn du dich bewegst und beobachtet dich - trotz des größten Hungers und besten Futters - unaufhörlich. Sich so langsam zu bewegen, wie die Katze selber, wenn sie eine Fliege fangen will, ist sehr schwer. Und wenn du es geschafft hast, das Netz in "Position" zu bringen, blitzschnell das Netz über die Katze stülpen, das muss gekonnt sein.

 

Dann geht es - egal ob Falle oder Netz - daran, die Katze in die Transportbox zu befördern, ohne dass sie entwischt. Immer sollte man feste Schuhe und lange Hosen tragen, da die Katzen oftmals versuchen, einem die eine oder andere Blessur zuzufügen. Nicht selten wird man auch angepinkelt und stinkt dann selber wie ein Iltis.

 

Abbrechen kann man die Aktion sofort, wenn ein unkastrierter Kater Falle oder Netz angepinkelt hat. Da geht dann keine Katze mehr rein. Beides muss dann erst gereinigt und gechlort werden, um den Geruch wieder loszuwerden. 

 

Dies zum besseren Verständnis, da die meisten Menschen immer denken, dass eine Kastrationsaktion und das Fangen von Tieren, doch sooo einfach ist. 

 

Zwischendurch kommen Angelika und Petra Trojahn vorbei. Auch sie wurden über die Tiere an dieser Stelle informiert und wollen nachsehen. Wir lachen, als wir feststellen, dass wir auf einmal alle - ohne uns zu verabreden - an der gleichen Fangstelle sind. Angelika muss später noch einen weiteren Termin wahrnehmen und fährt wieder mit Petra Trojahn nach Hause. Wir fangen weiter und zwischendurch bringen Shirley und Torsten die erste Autoladung gefüllter Boxen zu Nevzat. 

 

Trotz der vielen Menschen, die uns ansprechen haben wir die Katzen im Auge, die noch auf dem Grundstück herumlaufen. Unter ihnen befindet sich eine Mutterkatze und 6 Kitten, die aber schon groß genug sind und selbständig fressen. 

 

Eines dieser Kitten - ein kleines schwarzes - sieht schlimm aus. Es hat massiven Durchfall und es geht ihm nicht gut. Wir wollen daher die Mutterkatze für die Kastration und  alle 6  Kitten einfangen. Das  kleine Schwarze braucht dringend  einen Tierarzt und
- je nachdem, was es für eine Krankheit hat - die Brüder und Schwestern ebenfalls. 


Die Mutterkatze und 5 Kitten können wir relativ zügig einfangen. Nur Kitten Nr. 6 ist misstrauisch wie ein älteres Modell. Sie schaut sich die Falle an, geht herum und wieder weg. Selbst, dass wir die Mama mit der Box an das hintere Ende der Falle stellen und diese ruft, lässt es nicht in die Falle gehen und auch mit dem Netz kommen wir nicht an das Kleine heran. 

 

 

Fast zwei Stunden vergehen mit Einfangversuchen und warten, bis das Kleine auf einmal verschwunden ist. Es ist in den nächsten Garten geklettert, zu dem wir keinen Zugang haben. Wir können es leider nicht ändern und so brechen wir die Aktion schweren Herzens ab. Jedoch mit dem Wissen, dass "Nr. 6" kerngesund aussieht und sich allem Anschein nach sehr gut zu helfen weiß.

 

Wir bringen die zuletzt gefangenen Katzen zu Nevzat und die 5 Kitten werden zunächst untersucht. Den ersten vier geht es soweit gut, aber um das kleine Schwarze macht sich auch Nevzat Sorgen. Es hat schwersten Durchfall, ist dehydriert und liegt in Seitenlage in der Box. Es wird medikamentös versorgt und wir bringen alle Katzenkinder zu Angelika. Dort werden sie zunächst einmal aufgenommen. Ebenfalls nehmen wir die bereits kastrierten Katzen mit, die bis zum nächsten Abend dort unter Beobachtung bleiben. 

 

Wir laden wiederum leere Transportboxen ein und nochmals geht es in die Straße, in der Derya wohnt und in der wir bereits am Morgen waren.


Zabita!

 

Als wir dort ankommen, wartet Derya schon auf uns, denn sie will ebenfalls mithelfen. Viele Katzen kennen sie bereits und vertrauen ihr, so dass sie die eine oder andere Katzen anlocken und per Hand in die Box verfrachten kann. 

 

Als die Boxen zusammengebaut und die ersten 4 Katzen gefangen sind, fällt Petra an der Hauswand ein sich spiegelndes Licht auf und sie fragt in die Runde: "Ist die Polizei hier?"

Das erklärt sich wenige Minuten später. Es ist zwar nicht die Polizei, aber die Zabita (Ordnungsamt). Irgendein Anwohner hat diese gerufen, weil er/sie deutsche Stimmen gehört und gesehen hat, dass wir Katzen einfangen und meint, dies könne nicht mit rechten Dingen zugehen.

 

Ups, jetzt sitzen wir ein wenig in der Patsche, denn wie die Herren sprechen nur türkisch und wir nicht. Gott sei Dank springt Derya, die sehr gut Deutsch spricht, ein.

 

Während sie versucht, den Herren zu erklären, was wir tun, ruft Petra Angelika an und erklärt ihr die Situation. Das hier kann ganz schnell in eine böse Situation umschlagen, wenn nicht alles schnellstens und nachhaltig aufgeklärt wird und keiner von uns Deutschen hat Lust, die Nacht auf einer Polizeiwache zu verbringen. Angelika kann aber nicht auf die Schnelle herkommen und ruft Nevzat an, der wenige Straßen weiter in seiner Klinik auf uns wartet. 

 

Nevzat kommt auch sofort angefahren. Zum Glück kennt er einen der Männer von der Zabita. Er erklärt ihm alles und nach einiger Zeit beginnen sie zu scherzen. Alles ist geklärt und wir dürfen weiterarbeiten.

 

Doch mittlerweile ist es schon recht spät geworden. Die Katzen haben sich das Theater wohl auch angesehen und sich zurückgezogen. Für heute ist der Abend gelaufen. Nevzat bietet an, die Katzen, die wir bereits im Auto haben, mit zur Klinik zu nehmen und fährt los. Während wir noch unser Equipment einpacken rauscht Angelika heran. Sie ist schnellstmöglich losgefahren von ihrem Termin und wir berichten ihr, wie die Sache ausgegangen ist. 

 

Für die Aktion in diesem Jahr ist alles geklärt. Die Zabita wird ihren Bericht schreiben und sofern noch einmal jemand anruft, wird ihm mitgeteilt, dass die Aktion bekannt ist.

 

Im nächsten Jahr werden wir schon Wochen vorher an den Straßen, an denen wir fangen, Plakate aufhängen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.



Donnerstag, 14.10.2014

"Lady Jane"

 

Noch in Deutschland waren wir von Jane Meral, einer Engländerin die seit 7 Jahren zusammen mit ihrem türkischen Mann in der Nähe des Pamucak Beach lebt, per Mail um Hilfe gebeten worden. Sie berichtete:

"Wir leben auf einem Gelände mit 4 geretteten Hunden und mehr als 30 Katzen. Ich habe ohne Ende Probleme mit den Nachbarn wegen der Katzen. Doch es sind ja nicht meine eigenen Katzen, sondern Straßenkatzen. Sie füttere sie und gebe ihnen Wasser. In den 7 Jahren haben wir 25 Katzen kastrieren lassen und die Kastrationen selber bezahlt. Ich habe versucht, von der Stadt kostenlose Kastrationen zu erhalten, aber keine bekommen. Es sind überall wilde Katzen und nun beschuldigen mich die Nachbarn, dass ich mit den Katzen züchten würde. 

 

Jeder stöhnt, aber niemand ist bereit, den armen Katzen zu helfen. Anfang dieses Jahres hat die Stadt Selcuk nachgegeben und 10 Katzen kastriert. Doch die Katzen zu fangen ist nicht einfach, denn die Mütter sind wild. Nun gibt es keine kostenlosen Kastrationen mehr. Die Kosten belaufen sich nun auf 65 TL für eine Katze und 50 TL für einen Kater. 

 

Ich habe versucht, über Facebook Hilfe zu finden und es kam auch eine Dame her. Sie sprach mit dem Manager, aber der Manager hatte keinerlei Interesse. Dann begann ich zu googeln und fand Aiden und Jackie, die mir diese Adresse gaben. 

 

Ich bitte nicht um Geld oder Wunder. Aber ich muss in Kürze zurück nach England, um dort die nächsten 5 Monate zu arbeiten, um diesen Zoo hier zu finanzieren. Mein Mann bleibt während dieser Zeit hier und versorgt die Tiere. Niemand sonst kümmert sich in dieser Anlage um sie und um Futter, Floh- und Wurmmittel oder den einen oder anderen Tierarztbesuch zu finanzieren, daher ist mein Arbeitsaufenthalt in England notwendig.

 

Um was ich bitte, ist Beratung und preiswerte Kastrationen, einen helfende Hand und ein wenig Unterstützung. Ich weiß, es ist ein ständiges Problem in der Türkei.

 

Ich danke euch, dass ihr euch die Zeit nehmt, dies zu lesen. 

 

Mit freundlichen Grüßen 

Jane Meral

 

Jane fügte ihrer Mail einige Bilder bei:

Schon nach Erhalt dieser Mail stand fest, dass wir dort helfen würden. Angelika stimmte im Vorfeld bereits mit Jane den Termin für die Aktion ab und packten wir auch an diesem Morgen wieder unser Equipement ein und starteten zur Siedlung am Pamucak Beach. Es war ein ganzes Weilchen zu fahren und da die Anlage recht groß ist, mussten wir uns erst einmal durchfragen, wo genau Jane wohnt.

 

Jane und ihr Mann freuten sich sehr, uns zu sehen und so räumten wir die Autos aus und schauten uns auf dem Gelände um. Ihre eigenen Hunde hatten sie vorsichtshalber angeleint, damit sie nicht störten.

Etliche Katzen sahen wir sofort und die Falle kam umgehend zum Einsatz. Um die Aktion ein wenig zu beschleunigen, hatten wir mittlerweile einige Dosen Thunfisch im Gepäck. Das Zeug riecht sehr gut und die Katzen wollten gern davon kosten, was etliche in die Falle lockte. 

Wir erfuhren, dass nicht nur "Lady Jane's" eigenen Tier im Haus leben, sondern auch viele Straßenkatzen - wie Jane sagte: "Mein Haus ist ein Katzenhaus. Die Katzen leben darin und wir dürfen auch darin wohnen."

Und so wurde auch im Haus gefangen - mit dem Netz. Doch die Katzen waren schlau und eines der Fenster schloss nicht richtig. Sie sprangen ein paar Mal davor und schon öffnete es sich und sie flitzten weg. Nach einer Weile kamen sie jedoch wieder ins Haus und dann waren wir gewappnet und die Katzen recht schnell eingetütet.

 

Ebenso versteckten sich einige Katzen im Keller. Hier verstellten wir das breite Kellerfenster mit einem Brett und stellten an einer Ecke die Katzenfalle auf, so dass die Katzen nur an dem Teil, an dem die Falle stand, Licht sahen. Angelika sorgte dann im Keller dafür, dass die Katzen den Keller durch die noch freie Öffnung verließen und schwupps waren sie in der Falle und dann auch schnellstmöglich in der Transportbox.

Zum Ende der Aktion tauchten dann auch die - ungeliebten - Nachbarn auf, die Jane beschimpften wegen der Katzen. Angelika versuchte, zwischen den Parteien zu vermitteln, was nicht so einfach war, denn Jane war ratzfatz auf 180 und die Gegenseite ebenfalls.

 

In dem ganzen hin und her sagte Jane dann etwas sehr Wahres: "Das sind nicht meine Katzen. Es sind keine englischen Katzen, sondern türkische. Und nicht ich habe sie hierher gebracht, sondern ihr. Ihr habt einige mitgebracht, sie aber nicht kastrieren lassen. Sie haben sich nun immer weiter vermehrt und ihr kümmert euch nicht um sie, sondern das tue ich. Ich übernehme eure Verantwortung, weil ihr dies nicht wollt."

 

Nach einiger Zeit des Beruhigens, Vermittelns und Erklärens beruhigten sich dann die Gemüter und auch die türkische Familie begriff langsam, um was es geht. Angelika schaffte es sogar, dass die beiden sich umarmten und versöhnten. Ausgestattet mit etlichen 3-sprachigen Flyern wurde die türkische Familie noch, die versprach, diese in der Siedlung auch bei anderen türkischen Familien zu verteilen und auch diesen dann zu erklären, dass es nicht Jane's Schuld ist, dass hier so viele Katzen leben.

 

Dann fuhren wir weiter und holten unterwegs noch einen Hund ab. Eines der Häuser, das dort stand, war dann doch sehr ungewöhnlich und schon einige Fotos wert:

Auch der Hund wurde eingeladen und wir  brachten die ganze Bande zu Nevzat, der schon schwer in Arbeit war und den Hund als erstes kastrieren wollte.

 

Die nunmehr kastrierte Bande vom Vortag wurde eingeladen und zu Angelika gebracht und die Katzen vom Vortag wieder am Yonca-Hotel ausgewildert, wo diese Beiden - bereits kastrierten Katzen - gemütlich unter dem Mülltonnendeckel schlummerten.

 

Danach geht es weiter nach Esenköy, denn auch dort sollen die nunmehr kastrierten Katzen wieder ihre Freiheit zurück erlangen.

Nachdem die Katzen wieder ausgewildert sind, fahren wir zu Angelika, um die Boxen zu reinigen und zu chloren. 

 

Danach geht es weiter zum Hotel Faustina in Güzelcamli. Silvia Sara-nek hatte uns bereits in Deutschland kontaktiert und informiert, dass hier einige Hunde nicht kastriert seien.

 


Als wir am Hotel ankommen, brauchen wir auch nicht lange suchen. Die Hunde sind sehr freundlich und kommen - gelockt mit Leckerlies - auch schnell zu uns.

Die Hunde werden untersucht und wir stellen fest, dass nur 2 von ihnen nicht kastriert sind. Diese beiden werden leicht sediert, damit wir sie im Auto transportieren können, ohne dass etwas passiert und/oder sie uns das Auto zerlegen.

 

Weil die Tiere doch sehr schwer sind, will Torsten mit dem Mietwagen den Weg hinunter zum Strand fahren. Dort gibt es jedoch eine hohe Schwelle und wir hören den Wagen mehrfach aufsetzen. Aber nun ist er drüber und es scheint nichts passiert zu sein. 

 

Die Hunde werden eingeladen und noch einmal muss Torsten mit dem Wagen über die hohe Schwelle. Dieses Mal wissen wir ja, was auf uns zukommt und Angelika führt ihre Idee, den Wagen bei der Überfahrt zu stabilisieren, schnell aus und legt Steine hinter die Schwelle, so dass der Wagen - dieses Mal ohne Aufzusetzen - darüber fahren kann. Und wieder einmal geht es zurück zur Tierklinik. 

Dort angekommen macht der sich auch direkt an die Kastration der Hunde. Als sie kastriert sind, werden sie auch umgehend - noch in Narkose - zum Hotel zurück-gefahren. Selbst wenn sie dort noch ein wenig benebelt sind, kümmert sich das Hotelpersonal um sie und ihnen kann dort auch verkehrstechnisch nichts passieren. Auf dieser Fahrt wird auch der Hund, den wir auf dem Rückweg von Lady Jane eingesammelt haben, wieder zurückgebracht.

Während Angelika und Shirley die Hunde zurückbringen, beladen Marlis, Sven, Torsten und Petra den Wagen mit dem Katzen-Equipment. Denn wir haben zwei Tage zuvor von Engin die Bitte erhalten, auch bei ihm die Katzen einzufangen und zu kastrieren. Verbunden war diese "Einladung" mit dem Versprechen von Essen, dem wir sehr gerne Folge leisten. 

 

Engin hat mitgedacht. Er war an diesem Tag auf dem Fischmarkt und hat Fischköpfe gekauft. Diese legt er, als wir ankommen, auf einen kleinen Grill. Durch den Geruch werden viele Katzen angelockt.

So fangen wir auf die Schnelle 14 Katzen, die umgehend zu Nevzat gebracht werden, bevor auch wir - von einem anderen Grill - etwas zwischen die Zähne bekommen.

 

Wir sind ausgehungert und nachdem wir noch ein kleines Weilchen zusammengesessen haben, froh, ins Bett gehen zu dürfen. Der Tag war lang und anstrengend.


 

Freitag, 17.10.2014

Weitere Aktion bei Derya, ein Notfall und ein steiniger Weg

 

Am Morgen versuchen Shirley, Sven und Petra bereits beim Frühstück, die Hotelmenschen dazu zu bewegen, ihre eigene kleine schwarze Katze kastrieren zu lassen. Shirley versucht es auf englisch, aber wir haben den Eindruck, dass die Beiden uns nicht so recht glauben wollen.

 

Die Katze, die sehr freundlich und verschmust ist, wird jeden Tag von den Katern in der Gegend belästigt. Jede Nacht seit wir hier sind hören wir das Katergeschrei und die arme Maus rennt und versteckt sich. Nach Auskunft der beiden Männer hat sie auch schon mehrfach geworfen, was ihnen eigentlich nicht so recht gefällt. Aber sie haben einfach Angst, dass sie die Katze nicht mehr zurückbekommen. Hier muss Angelika ran und in der Landessprache erklären. Vielleicht glauben sie ihr mehr und stimmen zu. 

 

Kurze Zeit später kommen Marlis und Torsten dazu und wir fahren gemeinsam zu Angelika. Dort werden erst einmal wieder die Boxen gereinigt, bevor wir loslegen können.

Auch die 5 Katzenbabys von der "Müllkippe" schaut Petra sich an. Der kleine Schwarze hat keinen Durchfall mehr, wird aber sicherheitshalber weiter von den anderen separiert. Seine Geschwister sind ebenfalls noch kleine "Spucks & Fauchs" und sitzen erst einmal zusammen in Quarantäne.

 

Währenddessen besucht Marlis die Hündin, die von Esenköy mitgenommen haben. Sie hat die Kastration gut überstanden und ist noch auf einem Balkon bei Angelika untergebracht. Sie ist so freundlich, lieb und menschenbezogen dass wir glauben, sie wurde ausgesetzt. Wir möchten sie nicht wieder aussetzen, sondern ein Zuhause für sie suchen, was auch kurze Zeit später gelingt.

Als die Vorbereitungen erledigt sind, werden alle vorhandenen Boxen, die Katzenfalle und das Katzenfangnetz in die Autos verladen und wir fahren gemeinsam zu Derya. Diese hatte berichtet, dass es "irgendwo am Ende der Straße" eine alte Dame gäbe, die ganz viele Katzen versorgt.


Als wir dort ankommen, ist die "alte Dame" jedoch nicht da und es stellt sich heraus, dass Derya - eigentlich - unsere Futterstellenbetreuerin Can Firtina meint. Da brauchen wir uns keine Sorgen machen. Can meldet sich, wenn wieder etwas "Unkastriertes" bei ihr auftaucht und bringt es dann selber zu Nevzat.

 

Also gehen wir weiter die Straße hinauf und zur ersten Querstraße. Von den vorherigen Fangaktionen in dieser Gegend wissen wir, dass es dort noch eine Menge Katzen gibt, die nicht kastriert sind.

 

Vermutlich hat die "Daily Post" ihre Arbeit getan und alle Anwohner nach der Aktion mit der Zabita darüber informiert, dass wir die Tiere dort zum Zwecke der Kastration einfangen und am nächsten Tag wieder zurückbringen, denn wir werden überall freundlich empfangen. Von Fenstern und Balkonen ruft man uns herunter, wie toll sie die Aktion finden und teilen uns auch mit, wo noch unkastrierte Katzen sind und welche davon Besitzertiere sind bzw. welche wir nicht kastrieren dürfen, weil der Besitzer dies nicht möchte. Das müssen wir dann akzeptieren.

 

Einige Anwohner versuchen sogar, mitzuhelfen, was aber hin und wieder in die Hose geht und uns mehr behindert als hilft.

Als die ersten 8 Boxen voll sind, fahren Torsten und Sven sie zu Nevzat. Angelika und Petra fangen derweil - oftmals unter erschwerten Bedingungen unter Treppen und in Einfahrten - weiter. Nicht selten geht dann eine ganz andere Katze, als die, die wir eigentlich fangen wollten, in die Falle. Aber letztendlich ist es egal, wer zuerst in die Falle geht, sofern das Tierchen noch nicht kastriert ist.

 

So gehen wir Stückweise die Straße immer weiter runter und locken mit Thunfisch die Horde aus ihren Verstecken. Doch je mehr an der Falle stehen und mitbekommen, wenn die Türe zufällt, um so schwerer wird es, die übrig gebliebenen Katzen zu fangen.

Wir bringen alle weiteren gefangenen Katzen zu Nevzat in die Tierklinik. Dort warten bereits die bereits kastrierten vom Morgen darauf, auf Angelika's Terrasse umzusiedeln, um dort ihren Rausch auszuschlafen. 

 

Angelika und Shirley nehmen sie dorthin mit. Die Beiden wollen noch die kastrierten Katzen von "Lady Jane" in die Siedlung zurückbringen und wieder dort auswildern.

 

Während des Auswilderns fängt Shirley dann gleich noch zwei weitere Katzen ein, die sie schnell zu Nevzat bringen wollen. Danach wollen wir uns im Hotel treffen, denn es steht für den Abend noch das Gespräch mit unseren beiden Hotelmännern und die Kastration deren Katze an.

 

Doch es sollte zunächst einmal anders kommen, als vermutet:

 

Der  Weg zurück nach Kusadasi und zur Tierklinik von Nevzat mit den beiden Katzen, die noch bei "Lady Jane" gefangen wurden, dauert, weil nun Berufsverkehr ist und die Straßen zugestopft sind mit Autos. Das ist dann anders als bei uns in Deutschland, denn hier wird dann eine zweispurige Straße zu einer vierspurigen und jeder versucht, so schnell wie möglich an den vor ihm fahrenden Autos vorbeizukommen.

 

Mitten in der Stadt, eben dort, wo gerade wegen des dichten Verkehrs nicht angehalten werden kann, schreit Shirley plötzlich auf und zeigt auf eine kleine rote Katze, deren Auge völlig verstümmelt ist. Das Tier muss große Schmerzen leiden. Angelika will anhalten, schafft dies aber erst ein ganzes Stück weiter. Sie rennen mit einer leeren Box und dem Netz zurück, finden die Katze und es gelingt ihnen, sie einzufangen. Auch dieses Katzentier wird Nevzat kurze Zeit später übergeben. Das Auge muss entfernt werden und gleichzeitig wird die Katze auch kastriert, wobei sich herausstellte, dass sie bereits trächtig war. 

 

Wie hätte dieses arme Tier die Geburt überleben sollen? Vermutlich wäre ihr beschädigtes Auge während der Wehen geplatzt und was dann?

Sven und Petra warten zum vereinbarten Zeitpunkt im Hotel auf Shirley und Angelika. Von der roten Katzen wissen sie noch nichts und so erfolgt eine Rückfrage an Angelika per SMS. Die Antwort lautet: Wir sind in ca. einer Stunde da.

 

Die Stunde vergeht und noch eine weitere, bevor die Beiden ankommen. Auf die - im Lustigen gemeinte - Frage, wo sie sich denn herumgetrieben haben, kommt von Angelika nur ein besorgter Blick und die Antwort: "Das wollt ihr nicht wissen ... es gibt Probleme ..." Irgendjemand versucht, die Kastrationen in Özdere am nächsten Tag zu boykottieren.

 

Angelika berichtet:

 

Irgendjemand hat die obersten Behörden in Izmir über die Kastrationsaktion informiert - mit welchem Tenor ist und bleibt uns unbekannt. Jedenfalls hat das Oberhaupt der Tierärztekammer Nevzat angerufen und ihm mitgeteilt, dass er keine Kastrationen im Tierheim Özdere durchführen dürfe. Sollte dies doch der Fall sein, würden sie ihm die Approbation entziehen!

 

Als Angelika und Shirley mit den drei Katzen in der Tierklinik aufschlagen, ist Nevzat völlig fertig. Nervös rennt er hin und her und sagt etwas "verhängnisvolles" zu Angelika: "Tu was!".

 

Ein Anruf bei Bilge bestätigt, dass es uns untersagt wird, im Tierheim Özdere - so wie bisher in jedem Jahr - zu kastrieren. Diese Aktion wurde von den Behörden im Tierheim Özdere nunmehr verboten. Sollte es dort dennoch gemacht werden, sind die Approbationen einiger Amts- und Tierärzte futsch - und somit auch der Lebensunterhalt.

 

Gut oder besser: nicht gut! Das wollen wir ja nicht. 

 

Ein weiterer Punkt ist, dass wir angeblich Geld mit den Kastrationen verdienen. So ein Schwachsinn! Wir bezahlen das alles! Da will uns jemand so richtig an die Karre pinkeln. Aber so leicht lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen.

 

 

Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden:

 

 

Draufstellen - Balance halten - Aussicht genießen -
lächeln und weitergehen
 

 

 

Angelika telefoniert und schreibt gleichzeitig Mails. Nevzat schaut zwischendurch in den Raum und verlässt ihn wieder kopfschüttelnd. 

 

Die einzige Lösung, die Steine aus dem Weg zu räumen, ist, dass ein Tierarzt mit privater Tierklinik in Özdere sich für die Aktion zur Verfügung stellt, mitzieht und die Aktion mit durchführt.

 

Die Mails und Telefonate zeigen schnelle Wirkung und die Tierärzte in Özdere ziehen mit. Auch sie wollen diese Aktion. Hüseyin stellt seine Tierklinik - die jedoch um vieles kleiner ist, als die Behandlungsräume im Tierheim Özdere - zur Verfügung. Eine andere Tierarztpraxis wird die Tiere zum Teil annehmen und wir können sie dort abholen und auch zum Wachwerden wieder dorthin bringen. Denn der Platz reicht sonst nicht aus. 

 

In Özdere selber wurde gewaltig viel Werbung für die Aktion gemacht und alle denken ja noch, dass sie zum Tierheim Özdere kommen sollen. Wir wollen jedoch kein Risiko eingehen und so hängt am Eingangstor vom Tierheim lediglich ein Zettel mit einer Handynummer, denn:

 

Die Aktion findet trotzdem statt!

 

Es ist schon recht spät, als Angelika ihren Bericht beendet hat. Zusammen gehen wir zu unseren Hotelmenschen und sie erklärt ihnen nochmals den Sinn und Zweck der Kastration ihrer eigenen Katze. Die Beiden sind zwar noch recht unsicher, stimmen aber zu und so dürfen wir die Katze am nächsten Morgen mitnehmen.

 

 

 

Doch denjenigen, die die Aktion auf diese Art und Weise boykottieren wollten, möchten wir eines mit auf den Weg geben:

 

Wenn Ihr ein Problem habt, dann sprecht uns direkt an. Wenn Ihr meint, unsere Hilfe gilt nur einem eingeschränkten Personenkreis, dann liegt ihr falsch.

 

Wenn Ihr glaubt, wir bereichern uns an den Kastrationen, dann ist das einfach nur lachhaft. Denn diese Aktionen werden von sehr vielen Menschen in nicht unerheblicher Höhe durch Spenden finanziert und auch persönlich unterstützt - eben damit es auf EUREN TÜRKISCHEN STRASSEN weniger Tierleid gibt!

 

An Euren persönlichen Befindlichkeiten sind wir nicht interessiert. Wir arbeiten im Sinne und für die Tiere und werden dies auch zukünftig tun!


 

Samstag, 18.10.2014

Kastrationstag in Özdere

 

Morgens um 8.00 Uhr geht es los. Shirley hat die kleine schwarze Hotelkatze schon in die Transportbox verfrachtet, als Sven und Petra in die Lobby des Hotels kommen. Wir wollen sie nach Özdere mitnehmen, damit sie direkt kastriert wird.


Zunächst fahren wir zu Angelika und holen diese ab. Es gibt noch das eine oder andere "Zubehör" wie bei- spielsweise die Krankenunterlagen, die mitgenommen werden wollen und dann geht es kurz zur Tankstelle und weiter in Richtung Özdere. Bereits auf dem Weg dorthin klingelt Angelika's Handy ständig. Vieles wollen die Anrufer wissen: Ob die Aktion heute stattfindet,  wohin sie "ihre" Straßentiere bringen sollen und und und ...


An der ersten Tierarztpraxis in Özdere, an der wir vorbeifahren, gibt es eine Art "Sammelplatz". Viele haben schon Hunde und Katzen dorthin gebracht. Wir halten dort an und nehmen den ersten Schwung Tiere mit. Dann fahren wir ein Stück weiter zu der Tierlinik, in der die Aktion heute durchgeführt wird. Alles ist soweit vorbereitet.

 

Während wir die ersten 10 Katzenboxen und 2 Hunde ausladen, kommen immer mehr Menschen, die Tiere bringen. Selbst ein Hotelmanager hat 2 Katzen an "seinem" Hotel eingefangen, die er herbringt.

 

Aufgrund des höheren zeitlichen Aufwandes werden zunächst die Hunde kastriert. Sie werden draußen sediert  und in Narkose  hineingetragen. Hier  befreit Shirley alle Hunde
- und später auch die Katzen - von den Fellpartien, die hierfür nicht erforderlich sind und weg müssen. Gleichzeitig werden - soweit notwendig - die Krallen der Hunde gekürzt.

 

Danach übernimmt dann das Kastrationsteam die Hunde zur Kastration.

 

Nach der erfolgten Kastration fahren Sven und Torsten die beiden Hunde, die wir am ersten Stopp auf der Hinfahrt mitgenommen haben, wieder dorthin zurück. Noch in Narkose ist das für Hund und Mensch die einfachste Lösung. Dort werden sie in der Aufwachphase weiter betreut und selbstredend auch danach.

 

Auf der Rückfahrt bringen sie gleich auch die nächsten Hunde und Katzen mit. Sie fahren ständig hin und her.

 

Vor dem Haus finden sich immer mehr Einheimische und Urlauber ein, die Tiere bringen. Zwei ältere Herren haben am Stand den zweiten Hund eingefangen, den sie mitbringen. Alle müssen ihre Kastrationsformulare ausfüllen und zusätzlich eine Bestätigung, dass es sich bei den mitgebrachten Tieren um Straßentiere handelt, die sie nach erfolgter Kastration genau an der Stelle wieder aussetzen, an der sie sie gefunden haben.

 

Es wird diskutiert und gelacht. Alle freuen sich, dass die Aktion - trotz aller Schwierigkeiten - doch stattfindet.

 

Es werden immer mehr Hunde und Katzen, die gebracht werden. Die Anzahl der zu kastrierenden Hunde steigt zwar auch stetig. Diese sind aber noch im machbaren Bereich. Die Zahl der Katzenboxen steigt jedoch unaufhörlich. Einer hat sogar mangels Transportbox einfach seinen Wäschekorb umfunktioniert. Doch der Anblick der vielen Boxen lässt uns schon ein wenig blass werden und wir ahnen, dass es heute ein sehr langer Tag werden wird.

 

Dann geschieht das, was keiner braucht und weshalb wir extra 15 neue Transportboxen aus Deutschland mitgebracht haben: 

  

Ein dicker roter Kater will in gar keinem Fall in der Box bleiben. Er zerlegt die Türe, diese fällt in die Box hinein und der Kater will raus. Petra sieht es, greift zu ruft um Hilfe. Angelika und Shirley flitzen ebenfalls dorthin und gemeinsam wird der Kater mit Hilfe eines Fangnetzes zunächst am endgültigen Verlassen der Box gehindert. Da Shirley nicht den restlichen Tag stehend auf dem Rand des Katzenfangnetzes verbringen kann, wird der Kater zunächst einmal medi- kamentös stillgelegt. Dann die Box wieder verschlossen und weiter geht es.

 

Im weiteren Verlauf des Tages versucht eben dieser Kater noch zweimal zu flüchten: Einmal bei der Vorbereitung zur Kastration und ein weiteres Mal nach der erfolgten Kastration. Beide Male können wir ihn von seinem Vorhaben abhalten und letztendlich wird die Box so mit Gewebeband zugeklebt, dass er diese ohne fremde Hilfe definitiv nicht mehr verlassen kann.


Doch jedes Mal rutschte uns das Herz ein Stück weit in die Hose, denn der "nette" Kater füllte die Box schon recht gut mit seiner Körpermasse aus. Entsprechen viel Kraft, scharfe Zähne und Krallen hatte er. Der hätte uns gut und gerne zerlegen können.

 

Diese "türkischen Billigboxen", die man für 10 TL kaufen kann, sind wirklich nur billig, aber nicht haltbar. Wie oft sind daraus schon die Katzen entwichen, kaum dass man sie darin hatte. Wir sind froh, jetzt 15 neue - 4-fach gesicherte - Boxen zu haben, bei denen solche Unglücke nicht geschehen können. Was darin sitzt, kommt ohne fremde Hilfe nicht wieder raus.  

Viel Zeit zum Erholen von dem Schrecken bleibt nicht und weiter geht's. Nachdem die 14 gebrachten Hunde kastriert sind, kaufen Torsten und Petra im nahe gelegenen Supermarkt Brot, Käse, Wurst, Butter, Tomaten und Gurken, damit die Helfer etwas zwischen die Zähne bekommen. Während die OP-Leute drinnen am kleinen Tisch essen, kommen nach und nach etliche Einheimische und bringen "Naturalien" mit. Der eine bringt 4 Liter Cola, der andere eine große Tüte Mandarinen, der nächste Eistee, dann kommen etliche Lagen türkische Pizza, die nächste bringt Bulgur-Salat usw. Es ist ihre Art, Danke zu sagen.

 

Als alle gesättigt sind, muss der kleine Tisch aus dem Vorraum nach draußen weichen, da jetzt jeder Platz gebraucht wird; denn nun geht es weiter mit den Kastrationen der Katzen. Immer 4 Boxen mit 4 Katzen werden hinein getragen. Sie werden sediert, die Kater "gerupft", die Kätzinnen geschoren. Die Boxen werden von Exkrementen befreit es kommt eine saubere Unterlage hinein. Vor und nach der Kastration noch Bilder von jedem einzelnen Tier gemacht, die Ohrspitze entfernt (damit sie nicht ein zweites Mal für die Kastration eingefangen werden), dann noch ein Antibiotika und ab wieder in die Transportbox und raus vor das Haus zum Aufwachen.

Eine Katze nach der anderen wird kastriert, aber immer wieder werden neue Katzen gebracht und es sieht fast so aus, als würde der heutige Tag nicht mehr enden. Doch "Feierabend" ist erst dann, wenn das letzte Tier kastriert und versorgt ist. 

 

 

Selbstredend werden auch alle anderen Wunden, die die zu kastrierenden Tiere haben, versorgt. Wie beispielsweise bei dieser Katze:

Silvia Mazzon bittet noch um Hilfe für eine der kastrierten Katzen, die einen falsch zusammengewachsenen Beinbruch am Hinterbein hat. Die Katze kann damit kaum laufen und sie fragte, ob wir die OP-Kosten übernehmen können. Auf ihre Zusage, das Tier auch nach der Amputation in ihrer Obhut zu behalten, sagten wir die Kostenübernahme zu.

 

Auch Susi berichtete über diese kleine Katze, die kaum laufen kann mit ihrem Beinchen. Nach Rücksprache mit dem Team erhielt sie am nächsten Tag die Kostenübernahme.

 

Auch das gehört zu einer solchen Aktion dazu!

 

Irgendwann gegen 21.00 Uhr ist die letzte Katze kastriert. Mittlerweile ist es arg windig geworden und es wurde für den Abend und für Sonntag Sturm angesagt.

 

Nun fehlt nur noch ein "nachgelieferter" Hund. Der kommt zum krönenden Abschluss noch an die Reihe. Danach wird schnell etwas aufgeräumt und unsere eigenen Sachen zusammengepackt, als auch schon von Angelika schon das - mittlerweile erlernte - "hoppi" ertönt.


("Hoppi" resultiert aus einer vor einigen Jahren erfolgten Situation, in der Marlis versuchte, einem Hund beizubringen, in eine Transportbox zu gehen. Sie zog und schob, dachte sich alles Mögliche aus, aber nichts half - bis Angelika um die Ecke kam, die Box hinstellte, den Hund anschaute, "hoppi" sagte und der Hund kommentarlos in die Box ging.) 


Angelika, Shirley und Petra gehen gemeinsam zu Angelika's Auto. Wir wollen nur noch eine Dusche, etwas zu Essen und ins Bett. Der Tag war anstrengend und lang. Insgesamt wurden heute 15 Hunde und 67 Katzen kastriert.

 

Am Hotel erwartet uns schon Sven, der auch erst kurz vorher von Torsten dort abgesetzt wurde. Die Beiden waren schon früher von Özdere nach Kusadasi gefahren, da die am Vortag kastrierten Katzen noch ausgewildert werden mussten. So war auch das bereits erledigt.

 

Petra's bange Frage, wie denn das Auto aussehen würde, beantwortet Sven mit dem Satz: "Das möchtest Du nicht wissen!" - Das heißt dann wohl, dass wir dem Mietwagenmenschen ein neues Auto kaufen müssen ...

 

Als letzte Tat geben wir auch unseren Hotelmenschen ihre jetzt kastrierte Katze zurück mit der eindringlichen Bitte, sie vor dem nächsten Tag nicht aus der Box herauszulassen. Dann geht es für uns auf die Zimmer und der anstrengende Tag findet um 22.30 Uhr endlich sein Ende.

 


 

Sonntag, 19.10.2014


Der Sonntag ist zwar sonnig, aber immer noch sehr windig.

 

Auch in der Türkei arbeitet Sonntags möglichst niemand. Sicherlich, ebenso wie in Deutschland ist dies nicht immer umzusetzen. Nevzat kastriert aber heute nicht und auch unsere Truppe kann sich - zumindest einige Stunden - von den harten voran- gegangenen Tagen erholen.

 

Jeder macht das, wozu er Lust hat. Die einen schlafen länger, Sven möchte gerne ein einziges Mal an den Strand, Marlis und Torsten sehen sich einige Buchten an. Petra sortiert derweil Fotos und schreibt am Bericht.

 

Auch das muss heute mal sein und ein wenig Erholung brauchen wir alle.

Am späten Nachmittag ist der "Urlaub" dann beendet und es geht weiter. Die nächsten 10 Katzen werden als "Vorlauf" für den kommenden Morgen eingefangen, damit Nevzat auch etwas zu tun hat. 

 

Marlis und Torsten wollen die gefangenen Tiere zur Klinik bringen, setzen Shirley, Petra und Sven jedoch vorher am Hotel ab. Dort sehen wir den roten Kater, der unsere Hotelkatze ständig belästig, gemütlich über die Straße schlendern.

 

Schnell bauen wir die Falle auf und schupps sitzt er - Dank Thunfisch - auch schon drin und die Tür der Falle fällt herunter. Die Hotelbesitzer haben die Aktion beobachtet und freuen sich. Marlis und Torsten nehmen den Roten, den wir "Big Red" nennen, auch gleich mit.

 

Für Shirley, Petra und Sven gibt es gegenüber im Imbiss noch eine Kleinigkeit zu Essen und dann ist dieser Tag auch beendet.



Montag, 20.10.2014

Wir werden geködert und bestochen!


Auch dieser Tag ist noch recht windig und bewölkt und wir hoffen, dass uns der Regen verschont.


Als Shirley, Petra und Sven an diesem Morgen zum Frühstück herunter gehen, sitzen dort zwei ziemlich besorgte Hotelmenschen. Sie haben am Vortag ihre Katze aus der Box gelassen und seither ist sie nicht mehr zurückgekommen. Das ist zwar völlig normal, aber trotzdem machen wir uns auch Sorgen, denn wenn die Katze nicht zurückkommt, haben wir sicherlich zwei unfreundliche Hotelmenschen.


Aber noch während wir frühstücken, kommt "Madame" zurück und steht vor der verschlossenen Türe. Die Hotelmenschen sind glücklich und wir auch. 

Als wir wieder im Hotel sind, bekommt die Katze etwas zu futtern und wir noch einen Kaffee bzw. Tee (was die Wahl zwischen Pest und Cholera ist und weshalb wir einige Stunden später auch bestechlich werden), als ein weiterer - dieses Mal rot-weißer Kater - vor der Türe steht. 

 

Shirley sieht ihn - mit vollem Mund - zuerst und anhand ihres "mmm mmm mmm" und der Richtung ihres ausgestreckten Armes folgen, reagiert Sven zuerst. Er schnappt sich ein Stück Wurst vom Teller und flitzt zur Türe. Dort lockt er den Kater an und dieser ist ganz scharf auf die Wurst. Hat wohl auch noch kein Frühstück bekommen. Wir beraten ganz schnell und Petra schließt die hintere Türe der Lobby. Durch die fordere Türe wird der Kater mit einem weiteren Stück Wurst hineingelockt. Jetzt haben wir ihn schon mal drinnen und erlässt sich in aller Ruhe "eintüten". Der Tag fängt gut an.

 

Marlis und Torsten kommen ebenfalls am Hotel an und die Fahrt geht weiter zu Angelika. Sie kann heute nur kurz bei der Aktion dabei sein und so betätigen wir uns heute in "ihrem" Viertel. 

 

Also werden - wie üblich - die Autos mit Boxen, Netz und Falle beladen und los geht's. 

 

Schon nach wenigen Metern halten wir an, holen die Falle heraus und bestücken sie mit lecker Thunfisch. 

Im Laufe des Tages wird die Falle hin- und hergeschleppt, um sie den entsprechenden Kandidaten mit entsprechendem "Lockfutter" sozusagen vor die Nase zu stellen. Bei einigen funktioniert das schnell, bei anderen dauert es länger und wieder andere sind einfach zu schlau für die Falle.

Als Angelika zu ihrem Termin fährt, geht es für uns weiter die Straße rechts hoch. Hier oben hat man wirklich einen tollen Ausblick:

 

Uns laufen auch direkt die ersten Katzen und Kitten über den Weg.

Es beginnt das übliche Prozedere: Falle aufstellen, warten und in der Zwischenzeit versuchen, die Katzen anzulocken, mit dem Netz zu fangen oder aber direkt mit der Hand und ab in die Box.

Die türkische Familie, vor deren Haustüre wir sozusagen fangen, wird auf uns aufmerksam und fragt, was und warum wir die Katzen fangen. Wir erklären es und sie sind begeistert. Sagen, diese eine Katze dort hinten, die müssen wir unbedingt mitnehmen. Die wirft jedes Jahr 2 bis 3 mal und es sind schon wieder viel zu viele Kitten da. Außerdem sprengt es ihren Rahmen, die Kosten für das Futter zu übernehmen. Der Mann legt auch gleich selber Hand an und hilft beim Fangen, während seine Frau uns aus Dankbarkeit Essen und Trinken bereitstellt. 

 

Immer mehr Menschen in dieser Straße werden auf uns aufmerksam und fragen, was wir machen. Wir verteilen viele Flyer und die Telefonnummer von Angelika. Denn etliche Katzen sind noch viel zu klein zum Kastrieren. Die Leute sehen das ein und wollen sich melden, wenn die Tiere groß genug sind.

 

Auch ein deutsch-türkisches Ehepaar kommt zu uns die Straße hochgeschlendert. Auch sie haben mitbekommen, was hier los ist und bitten um Hilfe - insbesondere ködern sie uns mit den Worten: "Ihr bekommt auch echten deutschen Kaffee ...". Das zieht defintiv, aber erst einmal sind die Boxen, die wir mitgenommen haben, gut gefüllt und die Tiere werden zu Nevzat gebracht. Danach geht es dann weiter in Angelika's Garten, die Boxen der bereits wieder freigelassenen Tiere reinigen und desinfizieren. Etliche Boxen stehen dort auch noch gut gefüllt mit den Tieren vom Vortag und denen, die Angelika heute Morgen schon zu Nevzat gebracht hat.

 

Auf den Boxen steht immer, zu welcher Straße oder Siedlung die Tiere gehören, damit wir sie nicht verwechseln. So stehen sie auch schon sortiert auf Angelika's Terrasse.

Während Shirley einen Teil der Boxen reinigt, beschäftigen sich Sven (der Hundewurst in der Hand hält und regelrecht angehimmelt wird), Marlis und Torsten mit den Hunden.

 

Angelika's Tochter Shirin ist heute schon früh von der Schule zurück und kommt mit der "kleinen Marlis", die die große Marlis vor wenigen Tagen in einem Gebüsch am Straßenrand ohne Mutter und vor Hunger laut schreiend gefunden hat, auf die Terrasse.

 

Die Kleine ist jetzt bei Angelika untergebracht, will aber nicht so recht ihre Milch trinken. Deshalb übernimmt Shirley, die sich perfekt mit Handauf- zuchten auskennt, die Fütterung des kleine Raubtieres, das danach ganz lieb ist und gar nicht mehr schreit.

Wir bleiben noch ein wenig, bis es an der Zeit ist, wieder zu fangen. Denn in der Türkei sind die Straßentiere es gewohnt, gegen 17.00 / 18.00 Uhr auf Futtersuche zu gehen. Vorher - wenn es über Mittag sehr warm ist - sehen wir sie nur selten.


Als wir gegen 17.00 Uhr wieder zurück in die "deutsche" Straße fahren, werden wir von dem deutsch-türkischen Ehepaar schon ungeduldig empfangen. Sie sagen, sie hätten gedacht, wir kämen nun doch nicht wieder. 


Die Frau berichtet uns, dass sie im November wieder für ein halbes Jahr nach Deutschland fahren. Sie hat auch in Deutschland Verpflichtungen, denen sie nachkommen muss und so geht es nicht anders. Dennoch, es bricht ihr das Herz, dass sie "ihre" Straßenkatzen allein lassen muss. 


Einige Katzen haben die Beiden schon auf eigene Faust kastrieren lassen. Welche das sind, zeigen die Beiden uns und helfen auch kräftig mit, die Katzen einzufangen.

Doch in der Dämmerung kommt dann auch noch ein Hund vorbei, was dann auch Marlis' Highlight an diesem Tag war:

 

"Heute war mein Tag.....ich hatte so ein schönes Erlebnis und das hat mir soviel gegeben.

 

Jeder, der mich kennt, weiß, das ich eine Hundemama bin, wir aber seit Tagen Katzen einfangen. Fauchende, Krallen zeigende und spuckende Bestien.

 
Heute fangen wir also wieder Katzen ein und da kommt auf einmal ganz einsam eine junge Kangalhündin die Straße herunter. Da habe ich mich schon mal gefreut ...endlich mal ein Hund. 


Wir hatten ja Hilfe von einer dort lebenden Deutschen und die drückte mir gleich eine Schüssel in die Hand. Ich zurück zum Auto und den Sack Hundefutter geholt. Schüssel gefüllt und auf die Straße gestellt. Die Hündin war vorsichtig und ließ mich bis auf zwei Schritte an sich heran. 


Ich habe lieb mit ihr gesprochen, bin zwei Schritte zurück und sie fraß die Schüssel leer. Mit der Tüte in der Hand bin ich wieder zur Schüssel, Hund zwei Schritte rückwärts. Ich zwei Schritte zurück, Hund vorwärts und wieder war die Schüssel leer. Zwei Schritte vor, zwei zurück....dann war der Hund satt.

 

Hundi drehte sich um und lief weg. Es dauerte keine 10 Minuten, kam dieser Hund zurück und was brachte er mit? 4 weitere Kangalesen. Die neuen Hunde standen vor mir, schauten mich an und warteten ab. Ich zum Auto zurück, Tüte geholt und das Futter auf die Strasse gestreut. Einen Schritt zurück und die Hunde fraßen.

 

Der Hund, der die anderen geholt hat, hielt sich im Hintergrund und schaute zu. Dann kamen noch zwei dazu. Sie fraßen alles auf, ich streute nach. Zwei Hunde kamen auf Zuruf auf mich zu und ließen sich streicheln. Sie genossen es sichtlich, legten sich auf den Rücken, freuten sich und fingen an zu spielen. Die Hündin, die zuerst da war, hielt sich im Hintergrund. Wie auf Absprache, drehten die Kangalesen ab, rannten auf die Hündin zu, sprangen an ihr hoch und es sah aus, als würden sie sich bedanken. 

 

Ich fand es sowas von faszinierend ...sich satt fressen und als der Hund sah, es gab noch mehr, schnell die Kollegen informieren und herführen. Das ist sowas von sozial. Ein Kangal ist eben ein tolles Tier ...

 

Wie sich die Hunde verhalten haben, wie sie sich und mich ansahen, wie sie es genossen, positiven Kontakt zum Menschen zu haben und satt DANKE dem Kollegen sagten - ich kann es kaum in Worte fassen.


Das war mein Highlight ..."

Wir können die Hunde jedoch nicht mitnehmen, denn zum einen ist das Auto voll und Nevzat kastriert Hunde - wegen der längeren Aufwachphase - nur morgens. Zum anderen sind die bereits zutraulichen Hunde bereits kastriert.


Diejenigen Hunde, die Angst vor den Menschen haben, können wir generell nicht einfangen. Bei Hunden ist es leider nicht so einfach wie bei den Katzen mit Katzenfalle und Netz. Eine Hundefalle haben wir nicht und sie wäre auch für den Transport nicht geeignet. Daher müssen wir uns leider bei den Hundekastrationen auf die Mithilfe der Fütternden verlassen, die die Hunde kennen und denen die Hunde vertrauen. Das erleben wir übrigens auch am nächsten Tag wieder.


Dennoch bekommen wir den versprochenen deutschen Kaffee und Kekse. Beides genießen wir in vollen Zügen. Und auch zwei der Hunde, die Marlis zuvor gefüttert hat und die sich gern beschmusen ließen, trauen sich auf die kleine Terrasse vor dem Haus.

Während des Kaffees nehmen uns die Beiden das Versprechen ab, morgen wiederzukommen. Auf der anderen Seite ihres Hauses gibt es auch noch ganz viele Katzen, die unkastriert sind. 

 

Gemeinsam brechen wir auf. Da das Auto voll ist mit 12 gefüllten Katzenboxen fahren Marlis und Torsten die Katzen erst einmal zu Nevzat. Shirley, Sven und Petra gehen mit der Katzenfalle zu Fuß zu Angelika's Haus. Die Falle muss dringend gereinigt werden, denn der letzte Kater hat sie vollgepinkelt und so geht da jetzt keine weitere Katze mehr rein. Das ist aber ein Job für den nächsten Tag, wenn es wieder hell ist.

 

Torsten holt die Drei etwas später zusammen mit den beiden Katern, die an unserem Hotel gefangen wurden, wieder ab. 

 

Als wir am Hotel ankommen, sind neue Gäste angekommen und unsere beiden Hoteliers sind schwer beschäftigt. Als sie sehen, dass wir die beiden Kater dabei haben, müssen die neuen Gäste jedoch warten, denn sie kommen lieber zu uns vor das Haus, um zuzusehen, wie wir die Beiden wieder freilassen.

 

So stehen die Boxen auf der kleinen Wiese vor dem Hotel, als die schwarze Katze der beiden um die Ecke kommt. Sie guckt vorsichtig in die Boxen hinein und stellt sich dann ein Stückchen seitwärt an den Boxen hin. 

 

Als erstes öffnen wir die Box von "Big Red". Der streckt seinen Kopf aus der Box und promt schießt die kleine Schwarz los und jagd ihn schreiend zum Teufel. Dann kommt sie zurück, um gleiches mit dem rot-weißen Kater zu machen. 

 

Wir lachen alle laut los. Es ist, also wolle sie sagen: "Jetzt bist du kastriert und kannst mir nichts mehr tun!". Sie freut sich sichtlich, dass die Beiden jetzt kein Geschmeide mehr haben.

 

Und so endet auch dieser Tag für uns und unsere Zeit in Kusadasi neigt sich langsam dem Ende zu.


 

Dienstag, 21.10.2014

 

Heute Morgen sind wir etwas später dran als sonst. 


Zuerst führt uns der Weg zu Nevzat. Dort können wir bereits einige Tiere, die wir am Vorabend dorthin gebracht haben, wieder abholen. 

Da wir eigentlich immer durch den Hintereingang gehen, was heute Morgen nicht der Fall ist, fällt dann doch wieder einmal auf, dass schon etliche Katzen in Boxen im Wartebereich stehen. Auch kommen uns Einheimische mit weiteren Boxen entgegen. 

 

Es sind diejenigen, die unabhängig von uns Tiere fangen und bringen und wir freuen uns wieder einmal, dass die Aktion so gut angenommen wird. 

 

Dann fahren wir weiter zu Angelika, um die Tiere, die wieder ausgewildert werden können, freizulassen. Das sind heute wieder eine ganze Menge. Erfreulicherweise nehmen sie uns die Kastration nicht übel. Hiernach geht es erst einmal wieder an das Reinigen der Boxen, der Falle (die am Vortag wieder von einem Kater angepinkelt wurde) und des Katzennetzes. 

Da es nun bereits Mittagszeit ist und somit die Tiere ihr "Mittagsschläfchen" halten, beschließen wir, während der Wartezeit über den Dienstagsmarkt zu gehen. Hier gibt es nur Obst, Gemüse, Gewürze und Nüsse. 


Shirley ist begeistert. Als Vegetarierin gibt es für sie hier eine riesige Auswahl zum "Essen fassen".


Zwei Stunden später geht es dann wieder zurück zu Angelika. Equipement laden und auf die andere Seite von "Hausnummer 11", unserem deutsch-türkischen Ehepaar, das schon auf uns wartet. 

Auch auf dieser Seite fangen wir etliche Katzen ein und die Anwohner helfen mit. Eine Frau wird sogar von einer Katze fies gekratzt, aber das stört sich nicht. Sie macht, nachdem Shirley sie verarztet hat, einfach weiter.


Auch zwei junge Männer kommen vorbei und informieren sich. Sie kommen gerade vom Fischmarkt, auf dem sie kleinere Fische für ihre Straßenkatzen gekauft haben. Diese spenden sie nun für die Einfangaktion und so haben wir ein weiteres Lockmittel.


Als es dunkel wird - und selbstredend nach einem weiteren deutschen Kaffee - verabschieden wir uns von dem netten Ehepaar, das sich so für die Tiere einsetzt.


Denn morgen ist unser letzter Tag in der Türkei, an dem wir auch noch ein Hundefang-Date haben.



Mittwoch, 22.10.2014

Unser letzter Tag in Kusadasi


Am Morgen können wir noch einen der Kater, der immer an unserem Hotel herumlungert, einfangen. Die Zeit, bis Marlis uns mit dem Auto abholt, muss der junge Mann im Bad eines der Hotelzimmer verbringen, wo er sich das gerade einverleibte Lock-Futter noch einmal "durch den Kopf gehen" lässt. 

 

Marlis kommt mit dem Mietwagen am Hotel an und eigentlich war da noch eine Box vom Vortag drin - dachten wir. Aber Marlis hatte sie herausgeräumt, da wir heute Morgen einen Termin an einem Hotel-Neubau haben, an dem sich eine Hündin mit ihrem bereits in kastrationsfähigem Alter befindlichem Nachwuchs befindet. Also muss sie erst noch mal los, die Box holen. Die Brüder sagen, sie machen das schon weg. Gott sei Dank, denn jetzt sind wir schon wieder zu spät dran. Aber auch das Zuspätkommen gehört in der Türkei dazu und so bringen wir erst den Kater zu Nevzat und fahren dann weiter zu dem Hotel-Neubau.

Dorthin hat uns Jörg Frank gerufen. Er bedeutet uns, ihm einen kleinen Feldweg, der am Hotel-Neubau vorbei zum Strand führt, hinter ihm herzufahren. Dort teilt er uns mit, dass er die Hundefamilie täglich füttert und diese auch schon auf 3 Meter an ihn herankommen. 

 

Die Hunde kommen auch näher heran, als sie Jörg sehen, wir sind ihnen aber nicht geheuer. Sie rennen den Strand zurück bis zu einer Lücke im Zaun und verschwinden. Wir können Sie auf dem Baugrundstück noch einmal in weiter Entfernung sehen - und das war's.

 

Wir ziehen uns zurück und lassen Jörg vorgehen. Vielleicht kann er die Hunde nochmals anlocken.

 

Während dessen machen wir einige Fotos von der Umgebung. Wenn das Hotel fertig ist und der Strandbereich aufgeschüttet, wird es hier bestimmt einmal sehr schön werden - auch wenn heute das Wetter nicht so toll ist.

Doch die Hunde bleiben verschwunden und auch Jörg, gibt zu, dass weder er noch wir eine Chance haben, an die Tiere heranzukommen. Selbst 3 Meter kann man nicht überbrücken, wenn die Hunde solche Bedenken haben, sich dem Menschen zu nähern. Jörg verspricht, sich weiter um die Hunde zu kümmern und sich zu melden, wenn er ihrer habhaft werden kann. Dann werden wir sie gerne kastrieren.

 

So ist es leider immer wieder mit den Straßenhunden. Man wird ihrer nicht habhaft, wenn sie kein Vertrauen zum Menschen haben und unser Aufenthaltszeitraum ist zu kurz, um Vertrauen aufzubauen. Nur gut, dass viel weniger Hunde herumstreunen als Katzen. 

 

Wir brechen jedenfalls die Aktion an dieser Stelle ab und fahren zurück zu Angelika. Dort wird wieder das Auto mit Falle, Netz und Boxen belanden und wir fahren weiter zu Engin, der noch um einen zweiten Termin gebeten hat.

 

Als wir bei ihm ankommen freut er sich, uns zu sehen. Überall auf der Straße laufen die bereits durch uns kastrierten Katzen herum. Nunmehr sind sie sehr freundlich und laufen ständig in freudiger Erwartung hinter uns her. Wir schauen sie uns näher an und bemerken, dass innerhalb von wenigen Tagen die Kastrationswunden verheilt sind und das Fell bereits gut nachwächst.

Auf Engin's Bitte hin versuchen wir, noch einige unkastrierte Tiere einzufangen. Allerdings gelingt uns dies nicht, weil die bereits kastrierten Katzen die Falle jetzt toll und den darin befindlichen Thunfisch genial finden. Sie gehen reihenweise in die Falle hinein, deren Tür sich auch verschließt, aber das kümmert die Damen und Herren recht wenig. Sie zucken nicht einmal mehr zusammen. Andere bedienen sich direkt aus der Tüte an dem mitgebrachten Futter. Es ist, als würden sie sagen: "Ich hab's ja jetzt hinter mir und mir kann nix mehr passieren." Nur diejenigen, die in die Falle gehen sollten, gehen nicht hinein und schauen sich das Schauspiel aus sicherer Entfernung an.

Die Katzen haben ihren Spaß, aber wir kommen hier nicht mehr weiter. Also sagt Engin, in der Siedlung weiter oben wären auch so viele Katzen. Ob wir nicht zusammen mit ihm dahin gehen wollen. 


Gesagt getan. Es laufen auch etliche Katzen dort herum, nur hat den dortigen "Dosenöffnern" niemand vorher gesagt, dass wir vorbeikommen und so sind sie herrlich satt. 


Trotzdem gelingt es uns, einige von ihnen einzufangen, aber es ist schon äußerst mühsam.

Um die Mittagszeit verschwinden die Katzen dann; schließlich ist jetzt Schlafenszeit. 

 

Wir überlegen, was nun noch zu tun ist. Engin möchte uns noch auf ein Bier im Städtchen einladen und wir stimmen zu. Fangen können wir jetzt bis 17.00 Uhr eh nichts mehr und die Motivation neigt sich auch ein Stück weit dem Ende zu. Außerdem müssen wir den Mietwagen noch wieder in Schuss bringen lassen, damit wir dem Mietwagenmenschen kein neues Auto kaufen müssen. Der Wagen ist innen wie außen nicht mehr sonderlich ansehnlich. Außerdem stinkt er zum Himmel.

 

Wir laden alles bei Angelika aus, was nicht fester Bestandteil des Autos ist und machen uns auf den Weg in Richtung Stadtmitte. Dort am Friedhof ist so einer, der Autos auf Hochglanz bringt. Die Kosten für den Spaß belaufen sich auf 25 TL, also nicht einmal 10 Euro. Das ist völlig ok und 1 1/2 Stunden später können wir den Wagen wieder abholen - sauber, ordentlich und stinken tut er auch nicht mehr.

 

Wir treffen uns dann noch mit Engin auf ein Bier, laufen später noch ein Weilchen über den Mittwochsmarkt, wo das eine oder andere Mitbringsel für die Daheimgebliebenen erworben wird. 

 

Letztendlich holen wir den Wagen wieder aus der Reinigung ab. Marlies und Torsten setzen uns am Hotel ab und fahren selbst zu Derya. Wir alle wollen noch einmal Duschen, etwas Essen und natürlich auch noch packen. Die Koffer und Taschen, die von den Flugpaten noch bei Angelika gelagert wurden und die wir selbst mitgebracht haben, sind schon verpackt:

 

Kleinster Koffer in etwas größeren Koffer in noch einen größeren Koffer und diese Koffer dann zusätzlich noch mit Reisetaschen gefüllt. So haben wir hiervon insgesamt "nur" 3 - dafür schwere - Gepäckstücke. 

 

Um 21.15 Uhr laden wir dann unser eigenes Gepäck in den Wagen und fahren  gemeinsam zu Angelika. Sie wird uns zum Flughafen bringen und hat schon die 3 "Koffer-in-Koffer ..." im Auto. Schließlich wissen wir nicht, ob wir alles mitnehmen können oder schon wieder Übergepäck haben, dass die Sun uns berechnen wird. Was wir nicht mitnehmen können, müsste Angelika dann wieder mit zurücknehmen.

 

Wir fahren zum Flughafen, kommen pünktlich an und telefonieren nach dem Mietwagenmenschen, der erst sich erst nach dem zweiten Anruf auf die Socken macht. Er untersucht den Mietwagen innen und außen und befindet ihn als "sauber, ordentlich und zweckmäßig genutzt". Wenn der wüsste ...

 

Angelika geht noch mit uns zum Check-in. Jeder Koffer, der auf die Waage gelegt wird, lässt das Gewicht höher werden. Auf dem Rückflug haben wir eigentlich "nur" 150 kg, aber die Waage steigt immer weiter an bis zur 200 kg-Marke. Angelika verwickelt den Mann am Schalter ist ein Gespräch und hat dabei einen tollen Augenaufschlag. So sagt der nichts und wir können das Gepäck komplett mitnehmen.

 

Tja, und nun bleibt nicht mehr viel zu sagen. Wir verabschieden uns von Angelika, die jedem von uns einen Schlüsselanhänger mit den "türkischen Augen" überreicht mit dem Wortlaut: "Leute, ihr könnt euch noch so viele von den Dinger kaufen, aber nur die, die ihr geschenkt bekommt,passen auf euch auf!"


Liebe Angelika, herzlichen Dank dafür. Wir wissen Dein Geschenk zu schätzen!

 

Es waren harte 9 Tage, die wir in der Türkei verbracht haben. Dieses Mal mit wesentlich weniger Hilfe von Angelika, da sie halt auch ihren privaten Kram erledigen muss und sich nicht immer so freimachen konnte, wie sie es gern getan hätte.

 

Jetzt bleibt nur noch eine herzliche Umarmung und ein "bis bald". Denn das wir wiederkommen, ist klar. 

 

Da wir so ziemlich als letzte eingecheckt haben, müssen wir uns beeilen, denn das Boarding ist schon mittendrin. Wir hangeln uns zu unseren Sitzplätzen durch. Der eine Teil in uns freut sich, wieder nach Hause zu fliegen, aber der andere Teil ist auch wenig traurig, dass die Zeit hier schon vorbei ist.

 

Als wir am Flughafen KölnBonn landen warten schon unsere "Abholer" auf uns. Flugs geht es zu den Autos und nach Hause, wo wir von weiteren Familienmitglieder und ganz besonders unseren eigenen und den Pflegetieren schon sehnsüchtig erwartet werden.

 

Tja, so endet nun dieser Bericht, aber ein klein wenig fehlt noch:


 

Die Zahlen!

 

Insgesamt wurden im gesamten Monat Oktober 2014 kastriert:

 

38 Hündinnen

17 Rüden

254 Katzen

143 Kater

 

Dies sind insgesamt 452 Tiere.

 

Ausgehend von durchschnittlich 6 Nachkommen - nur der weiblichen Tiere - wurden so durch die Aktion allein im Herbst/Winter dieses Jahres 1.752 Geburten verhindert! - Somit also in einem "Durchlauf" mehr Geburten verhindert, als wir in 1 1/2 Jahren hätten kastrieren können!


 

Der Tag nach unserem Abflug

 

Am Tag nach unserem Abflug nach Deutschland begann es massiv zu regnen. Angelika meinte, es sähe fast so aus, als ob "die da oben" auf ihre Art unsere Aktion unterstützt hätten. 

 

Doch der Regen dauerte mehrere Tage an. Er hörte nicht auf, wurde nur hin und wieder etwas weniger, um sodann wieder mit voller Kraft herunterzuprasseln. In Kusdasi waren es pro Tag ca. 150 Liter pro m².

 

Viele Jungtiere, die bereits geboren waren, sind dabei schlichtweg ertrunken. Gut, dass nun viele Kitten und Welpen gar nicht erst in dieser kalten und nassen Jahreszeit geboren werden.


 

Wir kommen wieder ...

 

Wir lassen uns nicht beirren - auch wenn die Steine, die man uns in den Weg legt, noch so groß sind, wir räumen sie weg - im SINNE und FÜR die Tiere.

 

Und auch in der Zwischenzeit - bis zum Oktober 2015 - werden wir jeden Monat weiter kastrieren, soweit uns dies finanziell möglich ist. Die Oktober-Aktion ist zwar immens wichtig, reicht jedoch bei Weitem nicht aus. 


 Zitat Shirley Siedler:

 

Wir sind keine Helden! Alles was wir hier tun, ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich habe mich entschieden, nächstes Jahr wieder hierher zu kommen und weiterzuhelfen, das Elend nur ein wenig einzudämmen. Ich kann nur sagen, die türkischen Straßenhunde sind wundervolle sanfte, hungrige und liebebedürftige Wesen, wie ihr auch auf dem Foto sehen könnt. Da wird auch schon mal ein riesiger Kangal zum Schoßhündchen ...


 

Danke

 

Zunächst einmal möchten wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken, die mit ihrer Spende die diesjährige Aktion erst möglich gemacht haben; die bei der Aktion "Tier hilft Tier" im Namen ihres Tieres einem Straßenhund oder einer Straßenkatze eine oder mehrere Kastrationen spendiert haben. Ebenso bei denjenigen, die auch ohne ein eigenes Tier die Notwendigkeit der Aktion erkennen und helfen. Denn letztendlich ist es Eure Aktion. Wir, die wir vor Ort sind, führen Euren Willen zu Helfen letztendlich nur aus, denn ohne Euch ginge hier nichts!

 

Daneben gibt es auch immer einige Menschen, die diese (oder auch andere) Aktionen zu ihrer eigenen machen. Ganz besonders möchten wir uns hier bei Carola Freitag, Herrn Lohse und Frau Junk bedanken. 

 

Ein ganz fettes Danke geht an das gesamte Team München, die sich wochenlang vorbereitet haben, die tagelang in Wind und Wetter am Stand auf vielen Veranstaltungen gestanden, die Menschen informiert und so einen großen Anteil am Gelingen der Aktion haben.

 

Ein ebenso dickes Dankeschön senden wir an Angelika, Nevzat, Hüseyin, Shirley, Marlis, Petra, Sven und Torsten sowie an all diejenigen, die die Aktion vor Ort so mit viel Herzblut unterstützt und durchgeführt haben!

 

Herzlichen Dank für Euren großartigen Einsatz!