Reise nach Kusadasi vom 28.04. bis 03.05.2013

Endlich war es wieder so weit, Koffer gepackt, Tierschutztaschen gepackt, so ging es, begleitet von Regen zum Münchner Flughafen.

 

Da wir – wie jedes Mal- überladen waren, hofften wir auf eine nette Dame oder Herr am Sun Express Schalter, die bei uns ja meist beide Augen zudrücken. Am Schalter kam schnell die Ernüchterung, denn es saß der grausame kleine Gnom vom letzten Mal ...

- Entschuldigung, aber anders kann man diese Person nicht beschreiben- am Check In Schalter. „Toll“ dachten wir uns, fängt ja gut an… Scheinbar aber hatte irgendjemand mit uns ein Erbarmen, denn kurz bevor wir dran waren, kam noch eine Dame dazu, wir erzählten kurz dem Mann vor uns in der Reihe das Problem und baten darum, tauschen zu können, und so standen wir am Schalter bei der netten Dame, die uns mit mehr als Übergepäck durchwinkte. Die 30kg pro Person, die wir normalerweise als Tierschutzgepäck bekommen, waren mehr als überschritten… :-)

 

 

Im Flieger hatten wir unseren Spaß. 
 
Sunny flog im Cockpit mit, für ihn war dieser Eindruck so  grandios, dass er sich die meiste Zeit nicht mehr blicken ließ und  lieber im Hotel bleiben wollte. 

 

Kristina, die wir vor ein paar Jahren kennen lernten, die unsere Arbeit toll findet und unbedingt mal dabei sein wollte, mit der ich aber bisher nur Email-Kontakt hatte, war dabei, was uns wirklich unglaublich freute! Wir hatten also viel zu reden… und das kleine „Döschen voll Wasser“ erntete Ungläubigkeit, so was hatte Kristina noch nie gesehen.

 

In Izmir angekommen kümmerte sich Murat erstmal um das reservierte Auto, während Kristina und ich am Gepäckband auf den Flieger aus Hamburg warteten, der nochmals  zwei Flugpaten „im Gepäck“ hatte. Somit noch mal 60 kg mehr.

 

Dann kam der Zoll… Alle Taschen öffnen… wir sollten alles abgegeben, da es sich um kommerzielle Sachen handelt, klar, wir fliegen vollbepackt mit Futter in die Türkei um  dies zu verkaufen. Nach ca. einer halben Stunde konnten wir die Herren und Damen, die nun mittlerweile zu zehnt waren, davon überzeugen, dass wir ausschließlich aus gemeinnützigen Gründen so viel Futter mithaben. Dank Murats Verhandlungsgeschick und unseren schönen Augen :-) durften wir letztendlich durch. An diesem Tag war uns Murat eine echt große Hilfe, denn auch das reservierte große Auto war nicht da,  stattdessen sollten wir einen kleinen Renault Clio bekommen, für 3 Personen und ca.  250kg Gepäck nicht wirklich machbar. Nun gut, letztendlich bekamen wir ein anderes Auto und waren dann spät abends endlich im Hotel.

 

Kurzes einchecken und dann ab zu Angelika, denn „Mama“ hatte gekocht, DANKE! Wir wären wirklich fast verhungert!

 

 

Vor dem Essen mussten natürlich die Hunde und Katzen begrüßt werden, die sich bei Angelika tummeln. Alle wundervoll und lieb, mein Herz allerdings gehört Skully, sie hat dasselbe Wesen und denselben Blick wie meine verstorbene Hündin. Was Angelika aus diesem halbtoten Wesen gemacht hat, ist wirklich unglaublich und so schön zu sehen.

 

Zeyna, Noel, Dusty, Schröder, Goldie, Maja und wie sie alle heißen… Allesamt liebe Geschöpfe, die ausgesetzt, halb überfahren oder sich selbst überlassen wurden. Gerettet leben sie dort mit den Katzen zusammen, auch Cesur „Brave Heart“, der Kater mit dem schrecklichen Abszess, von dem wir berichteten, war natürlich da, aus ihm ist ein toller, kräftiger und liebevoller Kater geworden, der sich unglaublich wohl fühlt. Man spürt förmlich seine Dankbarkeit. Hätte er sich nicht in Angelikas Nähe geschleppt, wäre er verhungert  und einsam gestorben.

Montag ging es früh los, mit frühstücken war allerdings nicht viel, denn auf dem Hotelgelände spürten wir einige unkastrierte Katzen auf. Was uns freute: die Hotelkatzen,  die wir letztes Jahr kastrierten, leben noch immer auf dem Gelände. Wir holten  Transportboxen und den Fangkäfig bei Angelika, fuhren zurück zum Hotel, erzählten den Hotelangestellten, was wir machen, unter Bestaunen und Klatschen der Angestellten konnten wir letztendlich zwei Katzen erwischen, die wir zu Nevzat brachten, der sie  kastrierte und behandelte.

 

In der Klinik gab es wieder einiges zu tun, Kastrationsformulare  ausfüllen, Spendendose leeren und Sophie, ein schrecklich  abgemagertes und wohl auch misshandeltes  Katzenmädchen, durchchecken lassen. 
 
Sie ist derzeit bei Angelika in Pflege. Wenn alles gut geht, sie fit,  gesund und irgendwann mal ausreisebereit ist, wird sie bei Kristina in  Wuppertal ein wundervolles Zuhause finden! 

 

Anschließend fuhren wir zu Angelikas englischer Freundin Kate, bei der derzeit 7 Enten/Gänse, 3 Hunde, 4 Schildkröten und ein Papagei leben. Timmy, ein 4-Monate alter Kangal fand bei ihr ein Zuhause, nachdem auch er sitzengelassen wurde. Diese Geschichten sind immer wieder dermaßen traurig und dennoch ist es schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die nicht nur an sich sondern auch an andere geschundene  und/oder ausgesetzte Lebewesen denken.

 

Zwischenzeitlich mussten wir immer wieder heim zu Angelika, um die Katzenbabys, deren Mutter überfahren wurde, zu füttern. Lautes Geschrei empfing uns, sobald es aber die

Fläschchen gab war alles still und die 3 kuschelten sich auf ihre Wärmflasche in der Box.

 

Goldie, eine Retriever Hündin, die jahrelang als Gebärmaschine missbraucht wurde, ihre Babys aber natürlich nie lange sehen durfte, passte auf, das wir alles richtig machen und wich während der Fütterung nicht von der Stelle.

Später fuhren wir in eine Siedlung, in der 3 Katzen leben, die kastriert werden müssen. Also waren wir auch hier wieder mit Fang- und Transportkörben unterwegs und konnten alle erwischen. Die netten Menschen, die dort leben, füttern die Tiere und haben ein Auge auf sie. Hätten wir diese Menschen nicht, wäre es nicht möglich zu erfahren, wo und wie viele Tiere nicht kastriert sind und das Problem der Überpopulation würde nie enden… Ein Teil der Kastrationskosten zahlten übrigens die Leute dort.

 

Dienstag holten wir die kastrierten Hotelkatzen bei Nevzat ab und brachten sie zum Hotel zurück, wo sie sich schnell wie der Wind aus der Transportbox verabschiedeten. Den Angestellten teilten wir mit, dass die Katzen wieder da sind.

 

Der Manager erzählte uns daraufhin ganz stolz, dass er den Katzen früh morgens bereits etwas zu essen hingestellt hat und sie daher nicht die Gäste „genervt“ hätten. Unsere  Gespräche haben also etwas gebracht und auch unsere internationalen Flyer wurden dankend entgegengenommen, da es immer mal wieder Gäste gibt, die sich informieren wollen, so der Manager.

 

Can, unsere Futterstellenbetreuerin besuchten wir ebenfalls, denn sie hatte angerufen und gesagt, dass sie eine Mamakatze mit ihren Babys gerettet hat, uns kam dann die Idee, die zwei kleinen schwarzen Babys, die bei Angelika sind, aber die Flasche sehr schlecht annehmen, zu der Mama zu setzen, in der Hoffnung, dass sie sie annimmt. Also gesagt, getan.

 

Und: es klappte! Die Mama akzeptierte die beiden und ließ sie trinken.

 

Can kümmert sich um sehr viele Katzen und Hunde, die um ihr Haus herum leben und spät abends geht sie außerdem noch mal in der Stadt umher und auch dort zu füttern.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann wieder zum Hotel um zu schauen, ob wir noch weitere Katzen einfangen können. Auch dies klappte und wir erwischten noch mal 2, die wir wieder – zusammen mit der dünnen Sophie - zu Nevzat brachten.

 

In der Klinik angekommen erwartete uns schon eine Möwe... Wer denkt, dass Tierschutz bei Hunden und Katzen aufhört, der kann gleich mal weiterdenken, denn es gibt immer Menschen, die auch an einer Möwe, der es offensichtlich schlecht geht, nicht vorbei gehen.

Flügelbruch war die Diagnose und so kam die Hübsche in ein Seevögel-Auffanglager in der Nähe von Selcuk, wo sich Menschen um sie und ihre Genesung kümmern und sie anschließend wieder auswildern.

 

 

Auch eine Babykatze wartete bereits auf ihre Behandlung, ihre Geschwister hatten ihr ein Auge ausgekratzt. Sie wurde behandelt, das Auge genäht. Die Kleine wird von einem netten Mann aufgenommen, gesund gepflegt und darf auch bei ihm bleiben. Wieder eine Sache, die schlimm anfing, aber letztendlich gut ausging, auch wenn das Katzenmädchen jetzt nur noch ein Auge hat.

 

Zwischendurch möchte ich anmerken, dass dauernd Anrufe kamen, dass hier und da Katzen ohne Markierung, d.h. unkastriert gesehen wurden. Wir hätten alleine in dieser Woche weit mehr kastrieren können, aber das Geld in der Kasse fehlt! Auch wir können nur tätig werden, wenn genug Spenden eingehen.

 

Mittwoch besuchten wir die Hunde, die bei Angelikas Arbeitsstelle leben: Apollo, Sakir  und Bonita (Kontess). Wir brachten ihnen Futter und beschmusten sie. Straßentiere sind für manche Leute - zumindest in deren Vorstellung - ja eine Bedrohung.

 

Dieses unwissende Vorurteil ist für uns immer wieder unverständlich und traurig, alle  Tiere, die wir sehen, streicheln, anfassen, ob dies nun in der Stadt, am Strand oder  mitten in der Pampa ist, ob wir sie kennen oder nicht, waren durchweg liebevoll und  freundlich, aber keineswegs bösartig! Eher sind es Menschen, die böse sind, aber  definitiv nicht die Straßentiere.

Anschließend der obligatorische Besuch bei Nevzat um die weiteren Hotelkatzen abzuholen und wieder auszuwildern. Dabei liefen uns auch die vorherigen zwei, nun Kastrierten, über den Weg, schnurrten uns an, holten sich ihre Streicheleinheiten, ein paar Leckerlis und verschwanden wieder. Es geht ihnen gut und sollte eine Katze mal eine Verletzung haben,  so hat der Hotelmanager noch immer Angelikas Nummer.

 

Dann fuhren wir zu den Efesus Ruinen, liefen in der Hitze hoch und runter und behandelten alle bereits kastrierten Katzen gegen Flöhe und Würmer, außerdem brachten wir den Angestellten, die sich dort täglich um die Tiere kümmern, Futter. Auch hier fiel uns wieder auf, dass es noch immer unkastrierte Katzen dort gibt, mindestens 20, die wir zu Gesicht

bekamen.

 

Die Dame, die für die Toilettenhäuschen zuständig ist, hat für eine gerade gewordene Mama einen Unterschlupf gebaut und auch die Taxifahrer am anderen Ende der Ruinen kümmern sich um eine Mama mit Babys. Ich möchte gerne anmerken, dass wir wieder auf einen Tee  eingeladen wurden, aus Dankbarkeit, dafür das wir dort tätig sind. Auch wir sagen Danke, denn ohne Menschen, die vor Ort ein Auge auf die Tiere haben, wären auch wir eher  aufgeschmissen, denn an jedem Ort können wir nicht gleichzeitig sein.

 

Aber auch hier heißt es: fällige Kastrationsaktion!!!

 

An einem so heißen Tag, der dazu noch ein Feiertag war, waren natürlich sehr viele  Touristen unterwegs. Einige fragten uns, was wir denn dort tun, wir erzählten, übergaben Flyer und informierten.

 

Die Menschen waren begeistert, hoffentlich hält diese Begeisterung an, wenn sie wieder zurück in Deutschland sind.

 

Auch an der Kasse stehen übrigens unsere Flyer. Wer also mal nach Efesus fahren  sollte, bitte einmal nachschauen, ob an der unteren Kasse noch immer unsere Flyer stehen, oder bestenfalls uns Bescheid sagen, dann können wir Ihnen vorher welche schicken! Das „Haus der Mutter Maria“ besuchten wir dann auch noch und anschließend hieß es für uns - wenigstens für knapp zwei Stunden - ausspannen und so waren wir am Strand von Pamucak, besuchten den dortigen Campingplatz, ließen Flyer dort und aßen endlich etwas.

 

 

Den Donnerstag verbrachten wir u.a. in Izmir und trafen uns mit Heike Baumann, die schon jahrelang nach Kusadasi reist und immer Flugpatin ist. An dieser Stelle auch mal hier ein Danke!

 

Auf der Fahrt nach Izmir ist uns fast das Herz stehen geblieben, denn mitten auf der großen Straße saß eine kleine Schildkröte, die vom nächsten Auto überfahren worden wäre. Also schnell raus, Schildkröte rein und weiter.

 

Murat, so tauften wir die Schildkröte – benannt nach ihrem Retter- brachten wir dann nachmittags zu Kate, dort kann das kleine Tier in Ruhe groß werden und leben, mit Wasserstellen, einem großen Garten und Kate, die sich rührend um ihre Tiere kümmert.

 

Schildkröte Murat ist ca. ein Jahr alt und, was wir noch gar nicht wussten: Schildkröten riechen nach Liebstöckel, oder besser bekannt als Maggikraut!

 

Klein Murat war sehr interessiert an allem und gar nicht schreckhaft, er wusste wohl, dass ihm nun nie wieder etwas passiert.

 

Dann kam leider schon der Freitag und somit der Abschied. Kurz waren wir noch auf dem Markt in Kusadasi, wo es so köstlich nach Obst und Gemüse duftet, wie es es in  Deutschland leider nicht gibt.

 

Diese Tage in der Türkei vergehen wie im Fluge und obwohl wir von morgens bis spät  abends unterwegs sind, ist es immer wieder schön. Traurig, sehr traurig sind wir nur, dass wir Angelika wieder alleine lassen müssen. Diese Frau verdient einfach den größten Respekt, was sie tagtäglich leistet ist einfach unglaublich und würde es mehr von „ihrer“ Sorte geben, hätten wir einige Probleme weniger auf dieser Welt.

 

Danke Engel Angelika, dass du die Woche mit uns verbracht hast! Es war wie immer wundervoll.

 

ACHTUNG! Für die nächste große „Staying Alive, Strays!“- Kastrationsaktion haben wir  mal grob Ende September/Anfang Oktober 2013, für 2 Wochen, angedacht. Bitte merken Sie sich dieses Datum schon mal vor, denn hierfür brauchen wir dringend Spenden, damit alle bereits gemeldeten und noch dazukommenden Tiere kastriert werden können! Wir sehen den Fortschritt, den wir durch die Arbeit in Kusadasi und Umgebung machen. Aber wir dürfen nicht aufhören. Kastration ist der einzige Weg um Leid zu verhindern.

 

Eine Anmerkung noch in eigener Sache:

Die Reise wurde selbstverständlich komplett privat finanziert. Für die Futter und  Hilfsmittel (Verbände, Medikamente etc.), die uns vor unserem Abflug per Post erreichten, bedanken wir uns ganz, ganz herzlich!

 

(Daniela Seiferth)